«Das Rennen ist eröffnet», ruft der Clown, der vier Schweinchen freilässt. Die Tiere rennen an jubelnden Kindern vorbei rund um den Parcours. Das Schweinchenrennen verfolgen die Menschen am Jahrmarkt in Sturgeon Bay zum Vergnügen – doch manche hier kämpfen um nichts weniger als den Ausgang des Rennens um die US-Präsidentschaft, wie Stephanie Soucek, Vorsitzende der Republikanischen Partei von Door County.
Soucek und ihre Mitstreiter haben einen Stand mit Trump-Stickern und T-Shirts am Jahrmarkt. Hier erreicht sie auch Leute, die Politik sonst wenig verfolgen. «Wir wollen mit ihnen über die Wirtschaft und die Situation an der Grenze reden, das sind die Topthemen, die die Leute immer wieder erwähnen. Und wir wollen die Leute an die Urne bringen, die unsere Überzeugungen teilen, aber nicht immer wählen gehen.»
Wechselwähler wie der pensionierte Maschinenbauer Craig Schmelzer sind besonders umworben. Er hat sich bereits für Donald Trump entschieden. «2008 habe ich Barack Obama gewählt. Jetzt haben wir keinen wirklich guten Kandidaten. Ich nehme einfach jenen, der besser ist für das Land, für die Preise, um zu überleben. Damit wir Dinge kaufen können im Laden, Benzin, damit wir gut leben.»
Hier am Jahrmarkt versammelt sich die ganze Breite der Bevölkerung von Door County. Es ist einer der wenigen Wahlbezirke der USA, der seit 2000 immer für den Gewinner der Präsidentschaftswahl gestimmt hat – es ist ein Barometer für die Stimmung im ganzen Land. Und die steigt bei den Demokraten derzeit unaufhaltsam, sagt Kris Sadur, Präsidentin der Door-County-Demokraten. Auch sie wirbt an einem Stand um Stimmen. «Wir sehen, dass junge Leute kommen und helfen wollen, es kommt mehr Spendengeld rein, es gibt diesen neuen Enthusiasmus, es ist einfach toll.»
Die Wahlkämpferinnen der Demokraten haben für Joe Biden geworben, bis er ausschied. Sie sind überzeugt, dass der Rückzug von Biden die richtige Entscheidung war. «Wegen seines Alters und seines Energielevels war es schwierig, sich für ihn zu begeistern», sagt die freiwillige Helferin Nancy Kidd.
Harris, weil Walz ein exzellenter Vize wäre
Am Stand der Demokraten treffen wir auch zwei Republikaner. Sie lehnen Trumps Persönlichkeit ab und sind offen für die Demokraten. Miriam Holm ist Lehrerin und sagt, sie tendiere dazu, ihre Stimme Harris zu geben. «Kamala Harris höre ich zu. Ich hörte nicht auf Joe Biden. Sie spricht über Freude und was wichtig ist für die Menschen. Das interessiert mich.»
Ihr Mann Jim denkt ähnlich. «Zwischendurch überlegte ich mir, bei der Präsidentschaftswahl nicht abzustimmen. Aber nun, wo sich Joe Biden zurückgezogen und Kamala Harris übernommen hat, und auch weil Tim Walz eine exzellente Wahl als Vizepräsident ist, hat sich für mich die Situation geändert.»
Wisconsins Bevölkerung ist überwiegend weiss, es gibt viele Bauern und Arbeiter. Eine Gruppe, in der Donald Trump an sich viele Anhänger hat.
Viel Arbeit nötig, damit Trump gewinnt
Soucek glaubt, dass es für die Republikaner mit Harris als Gegnerin schwieriger geworden ist. «Wir sehen diesen anfänglichen Aufschwung in den Umfragen für Harris. Aber wenn die Leute sie besser kennenlernen, werden wir aufzeigen, dass sie dieselbe Politik wie Biden verfolgt und es die nächsten vier Jahre so weitergehen wird wie bisher.»
Soucek gibt sich immer noch zuversichtlich, dass Trump gewinnen kann. Doch es werde viel Arbeit brauchen – Leute ansprechen, an Türen klopfen, Schilder verteilen, Anrufe machen. Gerade in Wisconsin, wo jede Stimme zählt.