Zum Inhalt springen

US-Präsidentschaftswahlen 2024 Bidens Rede zu seinem Rückzug zeugt von Grösse

Demütig und hoffnungsvoll sprach Joe Biden in der ersten Rede nach seinem Rückzug als US-Präsidentschaftskandidat aus dem Oval Office im Weissen Haus. Obwohl der Druck, sich zurückzuziehen, von Tag zu Tag grösser geworden war, nahm man es Biden ab, als er sagte, es gehe nicht um ihn, sondern um Amerika, das sich entscheiden müsse, ob es vorwärts oder rückwärts gehen wolle, ob es Hoffnung oder Hass wolle, ob es Einheit oder Spaltung wolle.

Es sei ihm in den letzten Wochen klar geworden, dass er seine Partei einen müsse. Der Rettung der Demokratie dürfe nichts im Wege stehen. Das gelte auch für seine persönlichen Ambitionen, so Biden weiter. Er wolle die Flamme an eine neue Generation weitergeben und habe seine Wahl getroffen: Kamala Harris.

Harris bringt neuen Schwung in den Wahlkampf

Biden hatte Harris unmittelbar nach seiner Rückzugsankündigung den Weg geebnet und so dafür gesorgt, dass die Demokratische Partei nicht im Chaos von Rivalitäten und Machtkämpfen um mögliche Präsidentschaftskandidaturen versank.

Dass es Harris innerhalb kürzester Zeit gelang, genügend Delegierte auf ihre Seite zu ziehen, noch bevor Grabenkämpfe ausbrechen konnten, dürfte Biden nur bestärkt haben, dass seine Entscheidung richtig war.

In einer Blitzaktion, so die «New York Times», habe Harris in den ersten zehn Stunden nach Bekanntwerden von Bidens Rückzug über 100 Anrufe bei wichtigen und einflussreichen Demokratinnen und Demokraten getätigt, während Biden in den ersten zehn Tagen nach seiner desaströsen Debatte nur gerade 20 demokratische Kongressabgeordnete angerufen haben soll.

Biden als krasser Gegensatz zu Trump

Diesen Elan und die Energie von Harris hat Biden in den letzten Wochen vermissen lassen. Auch heute wirkte Biden müde, er hatte Mühe, seine kurze, vorbereitete Rede fehlerfrei vom Teleprompter abzulesen, machte viele Pausen und musste immer wieder neu beginnen. Kamala Harris hingegen löste innerhalb weniger Tage eine regelrechte Euphorie unter den demokratischen Wählerinnen und Wählern aus.

Und doch zeugt es von der Grösse Bidens, dass er nicht mit allen Mitteln versucht hat, mit einer möglichen weiteren Amtszeit an der Macht zu bleiben. Dies steht auch in krassem Gegensatz zum republikanischen Präsidentschaftskandidaten Trump, dem immer noch ein Prozess droht, weil er nach seiner Abwahl als Präsident im Jahr 2020 mutmasslich illegal versucht hat, an der Macht zu bleiben.

Barbara Colpi

USA-Korrespondentin

Personen-Box aufklappen Personen-Box zuklappen

Barbara Colpi berichtet seit Juli 2022 als Korrespondentin für Radio SRF und News Digital aus den Vereinigten Staaten. Sie ist seit 2005 bei Radio SRF und begann als Redaktorin in der Sportredaktion, wo sie 2008 die stellvertretende Leitung übernahm. Im Frühling 2016 wechselte die studierte Sozialanthropologin auf den Korrespondentenposten nach Lausanne.

Hier finden Sie weitere Artikel von Barbara Colpi und Informationen zu ihrer Person.

US-Wahlen 2024

Box aufklappen Box zuklappen
Logo von SRF News zu den US-Wahlen 2024
Legende: SRF

Donald Trump kehrt als 47. Präsident ins Weisse Haus zurück. Alle News und Hintergründe dazu finden Sie hier: US-Wahlen 2024 .

SRF 4 News, 25.07.2024, 6 Uhr

Meistgelesene Artikel