Die Stimmung während des viertägigen Parteitags war von einer bemerkenswerten Geschlossenheit geprägt, und nicht zuletzt das Attentat sorgte für ein Gefühl der Solidarität unter den Delegierten. Dazu passte auch, dass Nikki Haley nachträglich eingeladen wurde und eine Rede hielt, in der sie Donald Trump stark unterstützte. Sie betonte, dass man nicht in allen Punkten mit ihm übereinstimmen müsse, um ihn zu wählen.
Bei den parteiinternen Vorwahlen gab es bis zum Schluss, als Nikki Haley längst nicht mehr im Rennen war, republikanische Wählerinnen und Wähler, die für sie gestimmt haben, um damit auszudrücken, dass sie Trump nicht wollen.
Einigkeit und Harmonie
Das sind wichtige und entscheidende Stimmen im Präsidentschaftswahlkampf und ob sie tatsächlich zu Trump gehen, ist offen. Kritische Stimmen waren auf dem Parteitag nicht zu hören.
Nicht nur Einigkeit, sondern auch Harmonie wurde zelebriert. In dieses Bild passte auch, dass sich Melania Trump an der Seite ihres Mannes zeigte und mit einem pathetisch inszenierten Einmarsch gefeiert wurde. Zuletzt hatte sie sich bei offiziellen Anlässen äusserst rar gemacht. Sie hielt allerdings keine Rede, wie es andere designierte First Ladys in der Vergangenheit getan hatten.
Trump ist die Partei
Fast alles am Kongress drehte sich um Trump. Er ist inzwischen die Partei und dementsprechend gab er auch die Wahlkampfthemen vor. Jeder Tag stand unter einem anderen Motto. «Make America wealthy, safe, strong and great again» – der Plan, wie Amerika wieder wohlhabend, sicher, stark und grossartig werden soll. Dabei setzte Trump auf die zentralen Themen Kriminalität, Migration, Grenzschutz, Teuerung und Inflation.
Trump befürwortet eine protektionistische Handelspolitik mit hohen Zöllen. Er plant, bestimmte Industrien und Arbeitsplätze durch staatliche Eingriffe zu unterstützen, insbesondere im Bereich der fossilen Energien. Mit J.D. Vance hat Trump einen Vize gewählt, der sich als Vertreter der Arbeiterklasse präsentiert, was für die traditionell unternehmensfreundlichen Republikaner ungewöhnlich ist.
Diese Ansätze markieren eine deutliche Abkehr von der traditionellen Wirtschaftspolitik der Partei, die sich auf Freihandel, Deregulierung und minimale staatliche Eingriffe konzentrierte. Das einzige traditionelle Element in Trumps Plan sind die geplanten Steuersenkungen für Unternehmen.
Republikaner im Hoch
Die Republikaner unter Trump haben derzeit viel Rückenwind und sind im Hoch. Beflügelt auch durch Ereignisse, die so vor dem Parteitag nicht zu erwarten waren. Allen voran natürlich das Attentat auf Trump. Sein Überleben habe er Gott zu verdanken, erwähnte er in seiner Rede mehrfach. Seine Anhänger sehen sich in ihrer Überzeugung bestärkt, dass es Gottes Plan sei, Trump zum nächsten Präsidenten zu machen.
Am ersten Tag des Parteitags wurde zudem bekannt, dass das Strafverfahren im Zusammenhang mit Trumps Umgang mit Geheimdokumenten eingestellt wurde, was zu Trumps Narrativ passt, er sei Opfer einer politisch motivierten juristischen Hexenjagd.
Den Parteimitgliedern war natürlich nicht entgangen, dass der Druck auf US-Präsident Joe Biden täglich zunahm und sich die Anzeichen für seinen Rückzug als Präsidentschaftskandidat verdichteten. Alle waren sich daher einig, dass Trump, wer auch immer die Gegenkandidatur antreten würde, haushoch gewinnen werde.