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Wahlen in den USA Wie das Maricopa County gegen Wahlleugner vorgeht

Im grössten County in Arizona wird die US-Präsidentschaftswahl mitentschieden. Die Wahlverantwortlichen wollen aufklären – und damit Verschwörungstheorien entkräften.

In der Sommerhitze von Phoenix, Arizona, steht ein niedriger, fensterloser, aber trotzdem wuchtiger Bau. Drinnen werden alle Stimmen aus dem Maricopa County maschinell zusammengezählt, wenn am 5. November 2024 ein US-Präsident gewählt wird.

Wir werden am Wahltag Polizei-Spezialeinheiten auf dem Dach haben.
Autor: Taylor Kinnerup Verantwortliche Kommunikation der Verwaltung des Maricopa Countys

Das County hat Gewicht: Es ist mit Abstand der bevölkerungsreichste Verwaltungsbezirk im Bundesstaat Arizona – einer der wenigen Swing States, die die Wahl entscheiden dürften. Ein massiver Metallzaun und Überwachungskameras beschützen hier die Demokratie.

Sobald die ersten Wahlzettel einträfen, würden die Sicherheitsmassnahmen verstärkt, mit Metalldetektoren und Sicherheitspersonal, sagt die Kommunikationsverantwortliche Taylor Kinnerup. «Wir werden am Wahltag Polizei-Spezialeinheiten auf dem Dach haben, Agenten der Bundespolizei FBI werden hier sein und Beamte der örtlichen Polizei – auf Pferden.»

Bewaffnete Demonstranten

Man hat aus der Vergangenheit gelernt: Nach der Wahl von 2020 demonstrierten Trump-Anhänger vor dem Auszählungszentrum, manche waren bewaffnet. «Stoppt den Wahl-Diebstahl!», forderten sie, während drinnen noch Stimmen gezählt wurden.

Andrea Christen

USA-Korrespondent

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Andrea Christen ist USA-Korrespondent für Schweizer Radio SRF. Zuvor war er stellvertretender Redaktionsleiter von SRF 4 News und Auslandredaktor. Er arbeitet seit 2010 für SRF.

Hier finden Sie weitere Artikel von Andrea Christen und Informationen zu seiner Person.

Trump war erst der zweite Republikaner seit 1948, der in Arizona verlor – mit nur rund 10'400 Stimmen Rückstand. Das Trumplager sprach ohne Beweise von «Wahlbetrug». Bis heute behauptet Trump, die Wahl sei ihm «gestohlen» worden.

Menschen bei einer Trump-Kundgebung mit Flaggen und Schildern.
Legende: Bei den Protesten nach der Wahl 2020 vor dem Election Center in Phoenix waren manche Teilnehmer sogar bewaffnet. Bei der kommenden Wahl verstärken die Behörden deshalb die Sicherheitsvorkehrungen. Reuters/Jim Urquhart

Mit dieser Lüge setzten er und seine Anhänger Politiker und Wahlverantwortliche unter Druck. Besonders heftigen Angriffen waren die Verantwortlichen im Maricopa County ausgesetzt.

Gegen Verschwörungstheorien

Kinnerup hat die Proteste 2020 als Journalistin miterlebt. Jetzt leitet sie ein neues Kommunikationsteam des Maricopa Countys.

Es soll den Wahlprozess verständlich machen, etwa mit öffentlichen Rundgängen. Verschwörungstheorien sollen entkräftet werden, wonach Wähler mehrfach abgestimmt hätten oder Zählmaschinen manipuliert worden seien.

Hier werden etwa, anders als in der Schweiz, auf den eingegangenen Wahlunterlagen hunderttausende Unterschriften von Wählerinnen und Wählern verifiziert. Sie werden mit bereits abgespeicherten Unterschriften der registrieren Wähler verglichen.

Totale Transparenz im Auszählraum

Demokraten, Republikaner und Parteiunabhängige würden die Auszählung der Stimmen gemeinsam beaufsichtigen, wird erklärt. In einem grossen, hellen Raum sitzen sie sich bald an Tischen gegenüber, wenn die Wahlzettel aus den Couverts genommen werden.

Personen in einem Raum sitzen an Computern hinter dem Schild 'ADJUDICATION BOARD 13'.
Legende: Die Auszählung der Stimmen wird im Election Center von Phoenix von Vertreterinnen und Vertretern der Parteien überwacht – wie schon bei den Wahlen von 2020. Reuters/Jim Urquhart

Der Raum ist das ganze Jahr über videoüberwacht, der Livestream im Internet abrufbar. Jeder Schritt im Auszählzentrum wird von Menschen überwacht, die Zählmaschinen sind nicht ans Internet angeschlossen. Sie seien also sicher vor Hackerangriffen, heisst es.

Das Problem mit den Druckern

Vielerorts stehen Drucker. Bei den Kongresswahlen vor zwei Jahren funktionierten manche Geräte nicht richtig, sodass Wahlzettel nicht korrekt gedruckt wurden. Nun seien alle Drucker ersetzt worden, erklärt Kinnerup: «Das sind handelsübliche Drucker. Für uns wurden aber grössere Lüftungen hergestellt und angebracht, die ein Überhitzen verhindern sollen.»

Reihe von Druckern in einem Flur.
Legende: Neue Drucker sollen verhindern, dass es bei den Wahlen am 4. November wieder zu Pannen kommt – nicht wie bei den Zwischenwahlen 2022. srf/Andrea Christen

Manche sprachen nach der Zwischenwahl von 2022 wegen der Drucker wieder von Betrug. Kari Lake, eine Republikanerin, die in der Wahl zur Gouverneurin unterlag, akzeptierte ihre Niederlage nicht – ganz wie ihr Vorbild Donald Trump. Das verdeutlicht, wie weit verbreitet die Wahllügen in Arizona sind.

US-Wahlen 2024

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Logo von SRF News zu den US-Wahlen 2024
Legende: SRF

Donald Trump kehrt als 47. Präsident ins Weisse Haus zurück. Alle News und Hintergründe dazu finden Sie hier: US-Wahlen 2024 .

Die republikanische Mehrheit im Senat von Arizona beschloss 2021 aufgrund abstruser Betrugsvorwürfe sogar, die Präsidentschaftswahl im Maricopa County von privaten Organisationen überprüfen zu lassen.

Schwieriger Kampf gegen Fakenews

Wenn prominente Politikerinnen und Amtsträger Falschinformationen verbreiteten, erschwere das ihre Arbeit, sagt Kinnerup: «Wenn jemand über eine grosse Bühne verfügt und ständig Falschinformationen verbreitet, wird es schwieriger, dagegen vorzugehen.»

Die Wahl in Arizona war frei und fair und wurde sehr gut durchgeführt.
Autor: David Princerhouse Wähler der Demokraten, Besucher im Election Center

Gerade wird eine Besuchergruppe durch die Räume geführt. Es sind Anhänger der Demokratischen Partei, sie müssen also nicht überzeugt werden. «Die Wahl in Arizona war frei und fair und wurde sehr gut durchgeführt», erklärt einer von ihnen namens David Princehouse. Jene, die immer noch behaupteten, bei der Wahl sei betrogen worden, seien «sehr, sehr fehlgeleitet».

Menschen auf einem Rundgang in einem Lagerhaus mit Regalen und Treppe, US-Flagge an der Wand.
Legende: Eine Gruppe demokratischer Wählerinnen und Wähler besucht das Election Center in Phoenix. Sie zweifeln nicht daran, dass hier bei der Überprüfung der Wähler und der Auszählung der Stimmen alles mit rechten Dingen zugeht. SRF/Andrea Christen

Längst nicht alle haben noch dieses Vertrauen in die US-Demokratie. Gemäss landesweiten Umfragen glauben rund zwei Drittel der Republikaner, die Wahl von Joe Biden 2020 sei nicht legitim gewesen.

Im Maricopa County wird sich die Präsidentschaftswahl auch im Jahr 2024 wieder mitentscheiden. Gut möglich, dass Trump und seine Anhänger eine Niederlage wieder nicht akzeptieren würden. Wenigstens ist man im Auszählzentrum dieses Mal besser darauf vorbereitet.

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Echo der Zeit, 16.7.2024, 18:00 Uhr

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