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Antisemitismus-Vorwurf US-Regierung überprüft Fördergelder für Elite-Uni Harvard

  • Die US-Regierung stellt Fördergelder in Milliardenhöhe an die Elite-Universität Harvard auf den Prüfstand.
  • Verträge und Bundeszuschüsse im Umfang von insgesamt rund 9 Milliarden US-Dollar (etwa 7.9 Milliarden Schweizer Franken) würden ins Visier genommen, teilten mehrere Behörden in einer gemeinsamen Erklärung mit.
  • Die Überprüfung werde eine Taskforce zur Bekämpfung von Antisemitismus durchführen.

Harvard habe es versäumt, Studierende vor antisemitischer Diskriminierung zu schützen, erklärte Bildungsministerin Linda McMahon. Das habe den Ruf der Elite-Uni gefährdet.

Der Präsident der Universität im US-Bundesstaat Massachusetts schrieb in einer Mitteilung, dass ein Stopp der Finanzierung lebensrettende Forschung zum Stillstand bringen und wichtige wissenschaftliche Innovationen gefährden würde.

Es sei wichtig, Antisemitismus zu bekämpfen, und es handle sich um ein ernst zu nehmendes Problem. «Es ist präsent auf unserem Campus», schrieb Garber. Die Universität wird nach den Worten ihres Präsidenten mit der Taskforce der US-Regierung zusammenarbeiten, um diese über bereits vorgenommene und über künftige Massnahmen gegen Antisemitismus zu informieren. 

Gaza-Proteste an US-Unis hallen nach

Die US-Behörden wiesen in ihrer Mitteilung darauf hin, dass die Überprüfung auf jene der Columbia-Universität folge. Die renommierte New Yorker Hochschule machte zuletzt Zugeständnisse an die US-Regierung, die weithin als Kapitulation gewertet wurden. Sie erklärte sich bereit, ihre Richtlinien für Proteste, Sicherheitsregeln und die Abteilung für Nahost-Studien umfassend zu überarbeiten. 

Zuvor hatte die US-Regierung Druck gemacht mit der Ankündigung, 400 Millionen US-Dollar (etwa 353 Millionen Schweizer Franken) an Bundesmitteln für die Uni nur bei weitreichenden Änderungen wieder freizugeben. Sie warf der Hochschule vor, jüdische Studierende nicht ausreichend vor Belästigungen und Bedrohungen auf dem Campus geschützt zu haben. Die Uni war im vergangenen Frühjahr zum Schauplatz grosser propalästinensischer Proteste geworden. Auch an der Harvard University fanden Proteste statt.

Prominente Abgänge an der Yale University – wegen Trump

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Drei renommierte Wissenschaftler der US-Universität Yale, die US-Präsident Donald Trump kritisch gegenüberstehen, wollen die USA verlassen. Die Historiker Timothy Snyder und Marci Shore sowie der Faschismusforscher Jason Stanley wechseln nach Kanada.

Stanley begründete seinen Schritt im Interview mit «Zeit Online» mit der politischen Entwicklung in den USA. Auslöser seines Schritts sei der Druck der US-Regierung auf die New Yorker Columbia University und deren Reaktion gewesen.

Der Faschismusforscher Stanley äusserte sich mit drastischen Worten zur politischen Situation in den USA. Auf die Frage, ob er von faschistischen Zuständen im Land sprechen würde, sagte er: «Ja, natürlich. Welche Begriffe sollen wir denn sonst verwenden?» Faschismus sei nicht einfach nur ein Schimpfwort, sondern ein Konzept, das helfe, die Realität zu verstehen. «Und was wir jetzt sehen – das ist Faschismus.»

Shore, die mit Snyder verheiratet ist, sagte der Zeitung «Toronto Today», sowohl die Stadt Toronto als auch die dortige Munk School seien sehr attraktive Orte. «Aber natürlich hat die amerikanische Katastrophe bei unserer finalen Entscheidung eine Rolle gespielt.» Sie befürchte, dass es einen Bürgerkrieg geben werde.

SRF4 News aktuell, 22.03.25, 3:30 Uhr ; 

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