Gibt es intelligentes Leben im All? Diese Frage treibt die Menschheit seit jeher um. Immer wieder lassen Berichte über nicht identifizierte Flugobjekte aufhorchen. Immer wieder heisst es auch, dass die Behörden mehr wüssten, ja sogar bereits über geheime, ausserirdische Technik verfügten – das aber verschweigen und vertuschen würden. Besonders in den USA.
Vor einem Ausschuss des US-Repräsentantenhauses fand in der vergangenen Woche denn auch eine Anhörung statt. Zwei frühere Militärpiloten und ein ehemaliger Geheimdienstmitarbeiter berichteten von Sichtungen nicht identifizierter Flugobjekte.
Was ist an den Schilderungen dran? Hakan Kayal ist Professor für Raumfahrttechnik an der Universität Würzburg. Zu seinem Aufgabengebiet gehört unter anderem die Suche nach ausserirdischer Intelligenz.
Grundsätzlich gebe es Schilderungen wie diejenigen der amerikanischen Militärpiloten schon seit über 70 Jahren. «Ich gehe davon aus, dass bei einem kleinen Teil dieser Sichtungen etwas dran ist: In dem Sinne, dass die Piloten etwas gesehen haben, das sie nicht erklären können.»
Der Himmel als Freiluftlabor
Der grösste Teil der Sichtungen beruht für den Raumfahrtexperten auf Täuschungen und falschen Wahrnehmungen. Auch technische Artefakte oder geheimdienstliche Aktivitäten könnten Fragen aufwerfen, die sich nicht unmittelbar klären lassen. «Ein Teil der Beobachtungen ist aber so interessant, dass es notwendig ist, ihnen wissenschaftlich nachzugehen.»
Die «UFO-Forschung» wurde lange belächelt. Wer eine fliegenden Untertasse am Himmel erblickte (oder es meinte), machte sich der Schwurbelei verdächtig. Wer sich dem Phänomen wissenschaftlich anzunähern versuchte, ebenfalls. Mittlerweile gibt es aber dies- und jenseits des Atlantiks ernsthafte und hochdotierte Forschungsprojekte – auch vonseiten der Nasa.
Die Wissenschaft spricht heute nicht mehr von unbekannten Flugobjekten («Unknown Flying Objekts», UFOs), sondern von unbekannten Himmelsphänomenen («Unidentified Aerospace Phenomena», UAP»). Von der Suche nach diesen UAPs erhofft sich Kayal vor allem eines: «Wir wollen neue Dinge entdecken, die dazu beitragen, dass wir unsere Welt besser erklären können.»
Am Zentrum für Extraterrestrik in Würzburg ist Kayal mit seinen Forschungskollegen zu dieser Mission aufgebrochen. Und er sieht sich in bester Tradition: «Auch zu früheren Zeiten hat die Wissenschaft unbekannte Phänomene beobachtet – und erst nachdem man sie ernst genommen und geforscht hat, hat man Erkenntnisse daraus gewonnen.»
Das tönt bescheiden. Doch Kayal verfolgt hochfliegende Ziele: «Wir sollten den Himmel als Freiluftlabor betrachten, in dem offensichtlich merkwürdige Dinge passieren. Dadurch können wir unser physikalisches Wissen von der Welt erweitern.»
Wir könnten aus der Erforschung dieser Phänomene etwas lernen, das für die gesamte Menschheitsgeschichte von allergrösster Bedeutung ist.
Allein: Bei der Untersuchung von UAPs müssen sich die Forschenden oft auf persönliche Erfahrungsberichte stützen. Harte Daten sind Mangelware. Für Kayal ist genau das das Kernproblem: «Wir brauchen objektive Daten, die von Instrumenten gesammelt werden. Wir müssen Methoden und Algorithmen entwickeln, um speziell nach diesen UAPs zu suchen.»
Letztlich könne ihre Erforschung helfen, Wissenslücken zu schliessen – und dem Homo sapiens buchstäblich Flügel verleihen. «Wir könnten aus der Erforschung dieser Phänomene etwas lernen, das für die gesamte Menschheitsgeschichte von allergrösster Bedeutung ist.»