- Statt der bisherigen 10-Prozent-Hürde bei Wahlen soll für Parteien künftig eine 7-Prozent-Hürde gelten.
- Das türkische Parlament stimmte einer entsprechenden Änderung des Wahlgesetzes zu.
- Die Änderung war von der regierenden AKP von Präsident Recep Tayyip Erdogan und deren Bündnispartner eingebracht worden.
Die regierenden Parteien verfügen über eine Mehrheit im Parlament. Sie erhofften sich mehr Sitze und dass die Chancen eines Oppositionsbündnisses geschmälert werden könnten, sagen Beobachterinnen und Beobachter. Die nächsten Präsidenten- und Parlamentswahlen in der Türkei sind vorerst für Juni 2023 geplant.
Uneinigkeit zwischen Regierung und Opposition
«Wir schlagen vor, die Schwelle auf 7 Prozent zu senken», sagte der stellvertretende AKP-Vorsitzende Hayati Yazıcı. Der stellvertretende Vorsitzende der MHP, Feti Yıldız, fügte hinzu: «Mit diesem Vorschlag wollen wir die Qualität der parlamentarischen Vertretung der politischen Parteien erhöhen.»
Der oppositionelle Engin Özkoç von der CHP kommentierte den Gesetzesvorstoss in einem Video auf Twitter: «Seit die MHP die AKP unterstützt, dürfte sie die 10-Prozent-Hürde nicht mehr schaffen, denn sie befindet sich jetzt irgendwo bei 6 Prozent. Deshalb berät das Parlament seit einer Woche nichts anderes als eine Annäherung, wo doch brisantere Themen wie die anhaltende Inflation das Land beschäftigt.»
Zersplitterung im konservativen Milieu
Noch vor den letzten Wahlen im Mai 2018 spannte die MHP im Wahlbündnis der sogenannten Volksallianz mit der AKP zusammen. Seither ist die rechtskonservative Bewegung in der Türkei gespalten und liegt daher in den Umfragewerten deutlich unter den 10 Prozent.
Erschwerend kommt hinzu, dass namhaften Persönlichkeiten aus dem konservativen Milieu wie Meral Akşener (IYI-Partei) oder Ali Babacan (DEVA-Partei) als ehemaliger Aussenminister unter Erdogan die AKP und die MHP stark konkurrenzieren.