Elf Tage der Gewalt zwischen Israel und der militanten Hamas in Gaza. Die Bilanz: rund 250 Todesopfer, unzählige Verletzte und viel Zerstörung. Jetzt haben die beiden Seiten – einmal mehr – eine Waffenruhe, aber keine Lösung ihres Konflikts vereinbart.
Kaum hatte Ägypten mit Unterstützung der USA die Waffenruhe zwischen der Hamas und Israel vermittelt, feuerte die Hamas nochmals Raketen auf Israel. Ein Mann wurde verletzt, als eine Rakete einen Kibbuz traf. Ein zynisches Siegeszeichen der militanten Herrscher des Gazastreifens. Als ob es einen Sieger oder etwas zu feiern gäbe.
Zerstörung und Tod auf beiden Seiten
Der Gazastreifen liegt in Trümmern. Die Wucht der israelischen Militärmacht hat Infrastruktur, Hochhäuser, Regierungsgebäude und medizinische Einrichtungen zerstört oder schwer beschädigt. Ziel der israelischen Luftangriffe war das unterirdische Tunnelsystem, durch das die Hamas ihr Raketenarsenal schmuggelt.
Über 3000 Raketen hat die Hamas in den letzten anderthalb Wochen auf israelische Städte abgefeuert. Obwohl Israel mit seinem Raketenabwehrsystem «Iron Dome» einen grossen Teil davon abfangen konnte: Auch in Israel wurden Leben und Häuser zerstört. Israel erlebte zudem eine Welle der Gewalt zwischen hasserfüllten jüdischen und arabischen Mobs in seinen Städten. Viel ist in den letzten Tagen kaputtgegangen. Für nichts. Sieger gibt es keine.
Waffenruhe ohne Friedensplan
Die bittere Erkenntnis dieser jüngsten Gewalteskalation ist banal. Ohne politische Lösung des Nahostkonflikts wird es, spätestens in ein paar Jahren, wieder zu einem Israel-Gaza-Krieg kommen. Die internationale Gemeinschaft wird viel Geld spenden, um Gaza wiederaufzubauen. Davon wird die Hamas einen beträchtlichen Teil abzweigen, um ihr Raketenarsenal wieder aufzustocken. Um Nachwuchskämpfer muss sie sich keine Sorgen machen, dank einer Jugendarbeitslosigkeit von 70 Prozent. Zu sagen haben palästinensische Junge eh nichts: Auch dank des längst nicht mehr demokratisch legitimierten Palästinenserpräsidenten Mahmoud Abbas, der ihnen die Vorfreude auf die ersten Wahlen ihres Lebens nahm, indem er sie kurzerhand absagte.
Die israelische Regierung, die seit mehr als zwei Jahren die Übergangsregierung eines Premiers ist, der wegen Korruption angeklagt ist, wird ihre Siedlungen in den besetzten Palästinensergebieten noch weiter ausbauen. Die arabischen Bürgerinnen und Bürger Israels werden weiterhin nicht in der Regierung vertreten sein. Sie werden den jüdischen Staat weiterhin nicht mitgestalten können. Gleichzeitig werden sie nie verstehen, warum sich viele Jüdinnen und Juden nur in einem jüdischen Staat sicher fühlen vor Verfolgung, wie sie sie im Holocaust erlebt haben. Das wiederum nutzen gewisse Meinungsführer aus, um jegliche Kritik an Israels Politik als Antisemitismus zu brandmarken. Was die Hamas wiederum benutzt, um zur Zerstörung Israels aufzurufen.
Der nächste Krieg ist absehbar. Es sei denn, die vernünftigen Stimmen im Hintergrund, die dieses Mal noch Schlimmeres verhindert haben, werden laut und deutlich hörbar.