- In der Region Bergkarabach sollen armenische Kämpfer damit begonnen haben, ihre Waffen abzugeben.
- Auch Munition und gepanzerte Fahrzeuge seien übergeben worden, teilte das russische Verteidigungsministerium mit.
- Seit Mittwoch gilt zwischen den Konfliktparteien Aserbaidschan und Armenien eine Waffenruhe.
Nach der Eroberung des vornehmlich von Armeniern bewohnten Gebiets Bergkarabach im Südkaukasus durch Aserbaidschan bleibt die Lage in der Konfliktregion angespannt. Der deutsche Kanzler Olaf Scholz telefonierte am Freitag mit dem armenischen Ministerpräsidenten Nikol Paschinjan. Es sei um die Lage vor Ort und die Frage der akuten humanitären Versorgung der Menschen gegangen, teilte Regierungssprecher Steffen Hebestreit mit.
Armenische Kämpfer haben russischen Angaben zufolge damit begonnen, ihre Waffen abzugeben. Im Einklang mit der Waffenruhe-Vereinbarung vom Mittwoch seien unter der Aufsicht russischer Soldaten in der Konfliktregion erste Waffen und Militärtechnik abgegeben worden, teilte das Verteidigungsministerium in Moskau mit.
Russland hat Armeeangehörige vor Ort, die den Waffenstillstand von 2020 überwachen sollen.
Armenier fühlen sich von Russland im Stich gelassen
Bergkarabach liegt auf aserbaidschanischem Staatsgebiet, wird aber mehrheitlich von Armeniern bewohnt und ist zwischen den beiden Ex-Sowjetrepubliken seit langem umkämpft. Am vergangenen Dienstag hatte das autoritär geführte Aserbaidschan eine Militäroperation zur Eroberung der Region begonnen. Nur einen Tag später ergaben sich die unterlegenen Karabach-Armenier.
Viele Armenier beschuldigen ihre traditionelle Schutzmacht Russland, sie im Stich gelassen zu haben. Während der kurzen Kämpfe wurden armenischen Angaben zufolge mehr als 200 Menschen getötet und mehr als 400 verletzt. Die Zehntausenden armenischen Zivilisten in der Region fürchten nun, vertrieben oder von den neuen aserbaidschanischen Machthabern unterdrückt zu werden.
Jerewan: 40'000 Betroffene könnten evakuiert werden
Armenien bereitet sich auf eine mögliche Evakuierung seiner Landsleute aus Bergkarabach vor, falls sich die Lage dort verschlechtern sollte. Nach Angaben von Ministerpräsident Paschinjan sind 40'000 Plätze vorbereitet.
Der aussenpolitische Berater des aserbaidschanischen Präsidenten Ilham Aliyev bemühte sich hingegen, Ängste der Karabach-Armenier zu zerstreuen. Er habe in Baku Vereinbarungen mit Vertretern des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz IKRK getroffen, schrieb Hikmet Hajiyev im sozialen Netzwerk X, vormals Twitter. Humanitäre Hilfe könne über den Latschin-Korridor und aus der aserbaidschanischen Stadt Agdam nach Karabach gebracht werden.