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Russland in Mali: Kampf um politischen Einfluss
Aus Echo der Zeit vom 29.04.2022. Bild: Reuters
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Wagner-Gruppe in Mali Französische Spionage oder ein von Russen inszeniertes Massengrab

Mali hat sich von Frankreich abgewandt. Diese Woche warf die Regierung der französischen Armee gar Spionage vor. Diese hatte ein Drohnenvideo mutmasslicher russischer Söldner veröffentlicht.

Im gelben Wüstensand liegen tote Körper. Makabre Bilder aus Mali tauchten vor einer Woche im Internet auf. Das sei ein Massengrab neben einer ehemaligen französischen Militärbasis, hiess es.

Doch bereits kurz zuvor hatte Frankreich ein Drohnenvideo vom selben Ort publiziert. Es zeigt Soldaten, welche die Leichen mit Sand bedecken und filmen. Das seien russische Söldner bei einer Propaganda-Inszenierung, so die französische Armee.

Der Videoskandal dreht weiter in Mali. Die Regierung wirft nun Frankreich Spionage vor. Der Chef der Informationsbehörde, Souleymane Dembélé, sagt diese Woche: «Die Franzosen sind besser im Spionieren als bei der Bekämpfung des Terrorismus. Die Drohnenaufnahmen Frankreichs sind illegal entstanden.»

Gerüchte um Wagner-Söldner

Die französischen Soldaten hatten ihre Basis beim Ort Gossi letzte Woche verlassen. Frankreich zieht seine Truppen aus Mali ab. Seit dem Coup vor zwei Jahren haben sich Malis Militärregierung und Frankreich immer stärker zerstritten.

Jahrelang hatten zuvor die Franzosen in Mali gegen Dschihadisten und bewaffnete Banden gekämpft, doch aus malischer Sicht ohne Erfolg. Jetzt hat Mali in Russland einen neuen Partner gefunden. Die Militärbasis von Gossi sei umgehend von russischen Söldnern der Wagner-Gruppe übernommen worden, sagt der französische Geheimdienst.

Mali und Russland dementieren die Präsenz privater Söldner. Hingegen schickt Russland offiziell Militärausbildner und liefert Ausrüstung. Bei der Ankunft russischer Kampfhelikopter lobte der malische Generalstabschef Oumar Diarra unlängst die fruchtbare Zusammenarbeit mit Russland.

Französische Sender wurden verboten

Russland gegen Frankreich – das hat sich in Mali zum Kulturkampf ausgewachsen. Soeben wurden die französischen Sender RFI und France24 verboten. Junge Männer schwenken begeistert Russenflaggen in der Hauptstadt Bamako. Malis Regierung sagt, dank russischer Unterstützung sei das Land sicherer geworden.

Tatsächlich konnte Malis Armee im Zentrum des Landes Terrorgruppen verjagen. Doch die Sicherheitskräfte gehen unzimperlich vor. Etwa in der Kleinstadt Moura, wo die malische Armee laut eigenen Angaben Ende März ein Terroristennest ausgehoben hat.

Pick-up mit Schützen in Moura beim Marktplatzmassaker
Legende: Laut Menschenrechtsorganisationen sind beim Massaker von Moura 400 bis 500 Menschen getötet worden. Gegen eine unabhängige Untersuchung legte Russland im UNO-Sicherheitsrat Veto ein. Reuters

Augenzeugen widersprechen der staatlichen Darstellung. Am Markttag seien Militärhelikopter gelandet, so ein Bewohner von Moura gegenüber dem Sender VOA. Dann hätten weisse Männer auf Menschen geschossen. Dabei seien Dschihadisten getötet worden, vor allem aber Zivilisten.

Mit dem Ukraine-Krieg wächst international der Vorbehalt gegen die russische Präsenz in Mali. Das hat Folgen – etwa für die EU, welche vor Ort malische Soldaten ausbildet. Diese Mission wird wohl bald beendet. Die deutsche Aussenministerin Annalena Baerbock kündigte bei ihrem Besuch in Mali vor zwei Wochen bereits den Rückzug der Bundeswehr an. Doch Russland wird den Terror im Wüstenstaat nicht im Alleingang eliminieren können.

Kooperation mit allen, ausser mit Paris

Malis Militärregierung lässt sich davon nicht aus der Ruhe bringen. Aussenminister Abdoulaye Diop entgegnete Baerbock: Man verstehe das Problem der Europäer nicht. «Mali beschäftigt keine private Sicherheitsfirma. Wir haben mit Russland eine langfristige Militärkooperation. Wir brauchen Sicherheit, um wieder zur Demokratie zurückkehren zu können.»

Und dafür möchte Mali, ausser mit Frankreich, eigentlich mit allen Staaten kooperieren. Doch im Spannungsfeld zwischen Russland und dem Westen ist das heute schwieriger denn je.

Echo der Zeit, 29.04.2022, 18:00 Uhr

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