Ein geschlossenes Oppositionsbündnis könnte dazu führen, dass der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan nach 20 Jahren an der Macht am Sonntag die Wiederwahl als türkischer Präsident verlieren könnte.
Nun hat einer der vier Erdogan-Herausforderer, Muharrem Ince, seine Kandidatur am Donnerstag zurückgezogen. Numerisch habe dies wohl wenig Einfluss auf das Wahlergebnis, sagt SRF-Korrespondent Philipp Scholkmann in Istanbul. Laut Umfragen hätte Ince mit rund 2 Prozent der Stimmen rechnen können.
Der Rückzug von Ince bedeutet einen Schub für die Opposition und Kilidcdaroglu.
«Trotzdem bedeutet sein Rückzug einen Schub für die Opposition und Kemal Kilicdaroglu», so Scholkmann. Denn die paar Prozente der Stimmen, die Ince erhalten hätte, gingen tendenziell eher ins Lager der Opposition. «Und wenn es knapp wird, könnten ein paar wenige Prozente den Ausschlag geben.»
Allerdings: Zwar liege Kilicdaroglu in den letzten Wahlumfragen knapp, mit rund zwei Prozentpunkten, vor Erdogan, doch seien die türkischen Erhebungen mit Vorsicht zu geniessen, so Scholkmann.
Sechs-Parteien-Bündnis will Erdogan schlagen
Der Oppositionsführer tritt für ein breites Bündnis aus sechs Parteien an. Grösste darunter ist Kilicdaroglus Partei CHP. Er will das Land wieder in eine parlamentarische Demokratie führen.
Auch die prokurdische HDP hat ihre Wählerinnen und Wähler aufgerufen, Kilicdaroglu zu unterstützen. Rund 20 Prozent der türkischen Bevölkerung sind kurdisch – wie bei vergangenen Wahlen wird erwartet, dass sie den entscheidenden Unterschied ausmachen können.
Wichtig werden dürften aber auch die rund fünf Millionen Neuwählerinnen und Neuwähler, die erstmals bei einer Wahl in der Türkei ihre Stimmen abgeben können. Sie haben in ihrem Leben nur Recep Tayyip Erdogan als Präsidenten des Landes erlebt.
Entscheidung schon am Sonntag?
Am Sonntag finden die Wahlen statt. Dann sind die Menschen in der Türkei dazu aufgerufen, einen Präsidenten und ein neues Parlament zu wählen. Sollte keiner der Präsidentschaftskandidaten auf mehr als 50 Prozent der Stimmen kommen, gibt es am 28. Mai eine Stichwahl.
Und: Egal, wer am Ende gewinnt, es steht eine Mammutaufgabe bevor. Die wirtschaftlichen Probleme der Türkei sind gewaltig, das Land ist polarisiert und das Erdbeben hat tiefe Wunden gerissen, die es zu heilen gilt.