Der Favorit: Daniel Chapo, der 47-jährige Kandidat der regierenden Frelimo-Partei, tritt bei den Wahlen 2024 an, um den scheidenden Präsidenten Filipe Nyusi zu ersetzen. Er ist der erste Frelimo-Kandidat, der nach der Unabhängigkeit Moçambiques von Portugal im Jahr 1975 geboren wurde. Chapo setzt sich besonders für Frieden und Sicherheit in der von islamistischen Aufständen betroffenen Region Cabo Delgado ein. Vor seiner politischen Karriere arbeitete er als Radiomoderator, später war er Dozent für Rechtswissenschaften. 2016 wurde er Gouverneur der Provinz Inhambane. In der nationalen Politik gilt Chapo als relativ neues Gesicht. Experten vermuten, dass er deshalb von Frelimo-Oligarchen leicht zu kontrollieren ist. Daniel Chapo wird aufgrund des weitverbreiteten Verdachts auf Wahlbetrug von unabhängigen Beobachtern als nahezu sicherer Wahlsieger betrachtet.
Der Gegenkandidat: Venâncio Mondlane, 50, tritt als Kandidat der Partei Podemos an. Zuvor war er Mitglied der grossen Oppositionspartei Renamo. Er verliess die Partei diesen Sommer, um eine eigene politische Richtung einzuschlagen. Besonders bei den Jungen findet er grossen Zuspruch, da er sich deutlich gegen die Frelimo-Herrschaft und für Transparenz und soziale Gerechtigkeit einsetzt. Trotz Kritik, er sei ein populistischer Aussenseiter, sehen viele in ihm eine echte Alternative zum politischen Establishment.
Die Wahl: Am 9. Oktober 2024 wählen rund 17 Millionen registrierte Wähler in Moçambique den nächsten Präsidenten, das Parlament sowie die Provinzversammlungen. Die Abstimmung erfolgt innerhalb eines Tages, und die Auszählung beginnt unmittelbar danach. Teilergebnisse werden nach und nach bekannt gegeben, und das endgültige Resultat innert 15 Tagen durch die Nationale Wahlkommission publiziert.
Doch der Wahlprozess wird von schweren Betrugsvorwürfen überschattet. Es gibt Hinweise auf bis zu eine Million «Geisterwähler» – also fiktive Registrierungen, die das Wahlergebnis zu Gunsten der regierenden Frelimo-Partei beeinflussen könnten. Wahlbeobachter wie das Centro de Integridade Pública (CIP) haben diese Unregelmässigkeiten dokumentiert und betonen, dass diese gefälschten Wählerstimmen besonders in Frelimo-Hochburgen eine Rolle spielen dürften. Auch gibt es Hinweise darauf, dass Wahlkommission und staatliche Institutionen nicht unabhängig agieren und so den Wahlprozess zugunsten der Regierungspartei beeinflussen könnten.
Wahlthema Sicherheit: Besonders der islamistische Aufstand in der nördlichen Provinz Cabo Delgado bedroht nicht nur die Sicherheit, sondern auch die wirtschaftliche Zukunft des Landes.
Seit 2017 terrorisiert die islamistische Miliz Ahlu Sunna Wal Jama'ah, die dem IS nahesteht, die Region. Seither hat sie Tausende getötet und über eine Million Menschen zur Flucht gezwungen. Die Gewalt hat zudem wichtige Gasprojekte, wie das 20-Milliarden-Dollar-Vorhaben des französischen Konzerns TotalEngeries, zum Stillstand gebracht.
Wahlthema Wirtschaft: Auch die Wirtschaft des Landes steht auf der Kippe. Der berüchtigte «Thunfisch-Anleihen»-Skandal, bei dem über 1.5 Milliarden US-Dollar an Krediten verschwanden und auch die Credit Suisse involviert war, brachte Moçambique in eine tiefe Wirtschaftskrise. Die Staatsverschuldung ist fast so hoch wie das jährliche BIP, was die Handlungsspielräume der Regierung stark einschränkt.