Aktuelle Zahlen zeigen: Im vergangenen Jahr ist die beschlagnahmte Menge an Kokain massiv gesunken. Haben die Zollbehörden 2023 noch rund 45 Tonnen beschlagnahmt, waren es letztes Jahr noch knapp 26 Tonnen.
Die Kriminellen haben grössere Probleme, ihre Ware durch Rotterdam zu schleusen.
Bereits das dritte Jahr in Folge wurde nun damit im Hafen von Rotterdam weniger Kokain sichergestellt als im Vorjahr. Nachdem die Zahlen davor stetig gestiegen sind, sei nun die Trendwende geschafft, sagt Hafen-CEO Boudewijn Siemons. Denn weniger beschlagnahmte Ware bedeutet auch ein kleineres Gesamtvolumen.
«Die Kriminellen haben grössere Probleme, ihre Ware durch Rotterdam zu schleusen», so Siemons. Doch die kriminellen Banden passen sich an – dies zeigen steigende Zahlen in kleineren Häfen.
Organisierte Kriminalität wird mächtiger
Laut Zahlen der UNO verdient die organisierte Kriminalität weltweit jährlich mehr als 1000 Milliarden Dollar. Das sind über hundert Milliarden mehr als das BIP der Schweiz. Der Drogenhandel bleibt dabei ein wichtiger Verdienstzweig. Jedes Jahr kommt mehr Kokain nach Europa.
Die Organisationen dahinter würden mächtiger, sagt Jürgen Stock, der bis im November an der Spitze von Interpol stand. Zudem beobachte man in den letzten Jahren eine zunehmende Vernetzung. Im Kampf gegen die Drogen brauche es daher einen engen Austausch zwischen allen Akteuren.
Hafen von Rotterdam machts vor
Dies passiert im Hafen von Rotterdam bereits. Die Hafenbehörden – denen Boudewijn Siemons als CEO vorsteht – arbeiten eng mit anderen Organisationen zusammen. Es gibt einen ständigen Austausch mit den Polizei- und Zollbehörden, den im Hafen tätigen Unternehmen, Europol und auch mit den anderen grossen Häfen wie Antwerpen oder Hamburg.
Die erste Reihe der Bekämpfung des Drogenhandels bilden Polizei und Zoll. Man unterstütze sie dabei, so gut es gehe, sagt Siemons. Mit viel Geld habe man etwa die Kameraüberwachung ausgebaut.
Ein weiterer wichtiger Schlüssel sei eine Zutrittsbeschränkung zu den Terminals. Früher konnte jeder mit einem einfachen PIN-Code einen Container abholen. Das geht nun nicht mehr. «So haben wir den Modus Operandi der Kriminellen gestoppt», stellt Siemons fest.
Logistische Herausforderung
Rotterdam ist der grösste Hafen Europas und damit für den weltweiten Handel von enormer Bedeutung. Jeden Tag werden hier mehrere zehntausend Container umgeschlagen. Nur ein Bruchteil der Container kann daher kontrolliert werden.
Dabei helfen nachrichtendienstliche Informationen, die auch von jenen Ländern kommen, von wo die illegale Ware verschifft wird. Bei der Kontrolle der Container brauche es eine enge Zusammenarbeit mit jenen Firmen, die für die Containerverarbeitung zuständig sind, so Siemons. Mögliche Einbussen bei der Effizienz nehme man dafür in Kauf.
Der Hafen von Rotterdam konnte dank einer engen Zusammenarbeit aller Akteure den Drogenhandel zurückdrängen. Die dabei gesammelten Erfahrungen teilt man nun mit anderen Häfen. Denn nur so lässt sich das Problem wirksam bekämpfen.