Bei vielen Menschen, die am Wochenende beim Schiffsunglück vor Malta ums Leben gekommen sind, soll es sich um Palästinenser aus dem Gazastreifen handeln. Dies sagen palästinensische Offizielle. Bei der Tragödie sollen bis zu 500 Personen ertrunken sein. Überlebende berichten, dass das Boot absichtlich von den Schleppern versenkt wurde.
Keine Hoffnung im Gazastreifen
Wie viele Menschen seit Beginn der israelischen Offensive im Juli aus dem Gazastreifen geflohen sind, ist nicht klar. Sicher ist: In jüngster Zeit haben die Fluchtversuche von Palästinensern stark zugenommen. Grund sind die unmittelbaren, dramatischen Kriegsfolgen; viele Menschen haben alles verloren, Zehntausende sind noch immer ohne Obdach.
Bis Gaza dort anknüpfen kann, wo es vor dem Krieg war, wird es lange dauern – und auch schon vor dem jüngsten Waffengang herrschte wenig Hoffnung in dem dicht bevölkerten Gebiet.
Der Gazastreifen leidet unter der israelischen Blockade. Diese verhindert, dass hochwertige Güter und Geräte eingeführt werden können, auch Ausfuhren sind massiv erschwert. Wer unter diesen Umständen ein eigenes Geschäft aufbauen will, ist schnell frustriert und verliert die Hoffnung. Wer kann, sucht sein Heil in der Flucht.
Skrupellose Schlepper
Diese führt meist über Ägypten – offenbar existieren noch einige der von der israelischen Armee ins Visier genommenen unterirdischen Tunnel. Die Route geht auf dem Landweg weiter in Richtung Nildelta. Es ist ein gefährlicher Weg durch die militärische Sperrzone der Sinai-Halbinsel. Die ägyptische Armee kämpft dort gegen Beduinen-Stämme, kriminelle Banden und dschihadistische Rebellen.
Erst dann kommt die Überfahrt übers Meer in Richtung Europa. Die Flüchtlinge liefern sich dafür skrupellosen Schleppern aus. Im vorliegenden Fall haben sie offenbar mindestens 2000 Dollar pro Kopf für die Überfahrt bezahlt, bei der dann die meisten von ihnen ums Leben kamen.