In einem Monat beginnen in Peking die Olympischen Winterspiele – und das bei steigenden Corona-Fallzahlen. Der chinesische Präsident Xi Jinping sagte in seiner Neujahrsansprache, das Land werde keine Mühe scheuen, um der Welt grossartige Spiele zu präsentieren.
Weshalb das Land trotz der Omikron-Welle an seinem Plan festhält, die Winterspiele durchzuführen, erklärt SRF-China-Korrespondent Martin Aldrovandi damit, dass die Zahlen in China im Vergleich viel tiefer sind als zum Beispiel in der Schweiz. «Die Behörden hier verfolgen hier ja auch noch immer jeden einzelnen Fall», erklärt er.
«Und dann sind die Olympischen Winterspiele in Peking natürlich nicht zuletzt auch ein Prestigeprojekt der chinesischen Regierung, der Kommunistischen Partei», sagt der in Schanghai lebende Schweizer. «Deswegen wird man alles daran setzen, dass diese Spiele erfolgreich über die Bühne gehen werden.»
Wenig Begeisterung für Wintersport
Im Vergleich zu den Sommerspielen 2008, die ebenfalls in Peking stattfanden, sind die Winterspiele für die Bevölkerung allerdings deutlich weniger wichtig. «Wintersport ist für viele Chinesinnen und Chinesen noch relativ neu, kann man sagen.» Zwar werde Skifahren jetzt offiziell gefördert. «Aber die Begeisterung für Wintersport und für diese Spiele hält sich in Grenzen, vor allem im Süden des Landes.»
China steht bei der Durchführung der Winterspiele vor grossen Herausforderungen. Aus Sorge vor der Pandemie werden sie in einer Art Blase stattfinden. So sind zum Beispiel keine ausländischen Zuschauerinnen und Zuschauer an den Wettkämpfen zugelassen.
Keine Verbindung mehr zur Aussenwelt
Seit dieser Woche dürfen zudem Tausende von Mitarbeitenden – beispielsweise freiwillige Helfer, Reinigungskräfte, Köchinnen und Fahrer – ihren olympischen Zirkel nicht mehr verlassen. Auch die in den kommenden Wochen in Peking erwarteten rund 3000 Athleten, Trainerinnen, Betreuer und Medienvertreter bleiben vom Tag ihrer Ankunft bis sie das Land wieder verlassen in ihrer Bubble.
Ankommende müssen entweder vollständig geimpft sein oder nach der Landung für 21 Tage in Quarantäne. Innerhalb der Bubble werden täglich Coronatests gemacht, es besteht konstante Maskenpflicht. Die Bubble bleibt mindestens bis Ende März oder Anfang April geschlossen, also bis nach den Paralympics (4. bis 13. März).
Es gilt strenge Null-Covid-Strategie
Auch sonst gehen die Behörden sehr rigoros vor. Das sehe man zum Beispiel aktuell in der abgeriegelten Millionenstadt Xi'an, sagt Aldrovandi. «Dort haben sich Menschen beklagt, dass sie zu wenig zu essen hätten. Es gab auch Berichte, laut denen Leute nicht in die Spitäler gelassen wurden.» Das Ziel von null Fällen habe absolute Priorität. «Das kann man sich in der Schweiz gar nicht vorstellen.»
Lockdowns, und gleichzeitig will man das Ausland während eines Monats an diesen Winterspielen willkommen heissen: Das klingt nach einem Widerspruch. «Das kann man durchaus so sehen», meint Aldrovandi. «Andererseits will die Regierung eben auch zeigen, wie gut sie das alles im Griff hat, vor allem im Vergleich zum Ausland.»
In China seien viele besonders stolz darauf, dass sie so wenig Fälle zu verzeichnen haben. In den Medien wurde auch immer wieder gezeigt, wie der Westen, vor allem die USA, überfordert sei mit dieser Pandemie und wie gut China dies alles meistern würde. «Diese Erzählweise kommt hier bei sehr vielen Leuten sehr gut an.»