Es sind erschreckende Zahlen, die die Naturschutzorganisation World Wide Fund For Nature (WWF) vorlegt: Weltweit seien in den vergangenen 50 Jahren die Wildtierbestände um rund drei Viertel zurückgegangen. Das zeigt der neueste «Living Planet Report» des WWF. Um das Artensterben zu bremsen, seien Wirtschaft, Politik und auch Konsumentinnen und Konsumenten gefragt, so der WWF.
Dass die weltweiten Wildtierbestände schwinden, hat verschiedene Ursachen, sagt Thomas Vellacott, Geschäftsleiter von WWF Schweiz. «Die grösste Ursache ist der Verlust an Lebensräumen. Beispielsweise, wenn Wald in landwirtschaftliche Fläche umgewandelt wird.»
Viele Tierarten sind gefährdet – wenige erholen sich
-
Bild 1 von 8. Eisbären sind gefährdet wegen des Klimawandels. Mit der Erwärmung in der Arktis – die mehr als doppelt so schnell voranschreitet wie der weltweite Durchschnitt – gibt es immer weniger Eis. Auf dieses ist der Eisbär aber angewiesen, um Robben zu jagen – seine Haupt-Nahrungsquelle. Bildquelle: Imago/Dmitryi Bogdanov.
-
Bild 2 von 8. Orang Utans sind vom Aussterben bedroht. Verheerend für die Populationen etwa in Borneo/Indonesien ist die massive Abholzung des Regenwalds in den letzten Jahrzehnten, sie werden auch immer noch gejagt. Weil sich Oran Utans nur langsam fortpflanzen und Jungtiere jahrelang von der Mutter abhängig sind, können sie Verluste kaum ausgleichen. Bildquelle: Imago.
-
Bild 3 von 8. Die Jagd auf Elfenbein hat Auswirkungen auf die Elefantenbestände. Gemäss WWF nehmen die Bestände jährlich um 20'000 Tiere ab. Im Bild: Ein Elefant im Pongara National Park in Gabun. Bildquelle: REUTERS/Christophe Van Der Perre.
-
Bild 4 von 8. Bei uns stark gefährdet ist der Teichmolch (Lissotriton Vulgaris). Sein Lebensraum – flache Teichlandschaften ohne Fische – wird immer kleiner. Mit gezielten Massnahmen – wie etwa der Schaffung neuer Flachweiher im Reusstal – kann sich die Art noch in der Schweiz halten. Bildquelle: Imago/O.Behrendt.
-
Bild 5 von 8. Weltweit und auch in der Schweiz stark unter Druck sind die Insekten. So hat ihre gesamte Masse laut Studien in den vergangenen Jahrzehnten um drei Viertel abgenommen. Gründe: intensive Landwirtschaft, Zerstörung von Lebensräumen von Insekten, aber auch Lichtverschmutzung durch die menschliche Zivilisation. Bildquelle: Imago/Martin Köbsch.
-
Bild 6 von 8. Stark erholt hat sich der einst bei uns in freier Natur verschwundene eurasische Biber. Inzwischen wird er von manchen Bauern oder Landbesitzern in der Schweiz sogar als Plage angesehen. In einer Erhebung schätzte das BAFU den Bestand in der Schweiz 2022 auf 4900 Tiere. Inzwischen dürften es nochmals mehr sein. Bildquelle: Keystone/Patrick Pleul.
-
Bild 7 von 8. Eine Erfolgsgeschichte ist die Wiederansiedlung des Bartgeiers im Alpenraum und der Schweiz. Inzwischen werden im Alpenraum rund 220 Brutpaare gezählt. Die hier einst ausgestorbene Vogelart dürfte damit vorerst nicht mehr gefährdet sein. Bildquelle: Imago/C. van Rijswijk.
-
Bild 8 von 8. Gezielter Schutzmassnahmen sei dank: Berggorillas breiten sich wieder aus. Bildquelle: Keystone / Riccardo Gangale.
Der Wald dient vielen Tierarten als Lebensraum. Wenn dieser gerodet wird, um Tropenholz zu ernten oder um Nahrungs- oder Futtermittel anzubauen, dann bedeutet das, «dass unser Konsum hier in der Schweiz weltweite Auswirkungen hat», so Vellacott und fügt an: «Wie viel Fleisch wir konsumieren oder welchen Fisch wir kaufen, hat Auswirkungen weit über die Schweiz hinaus.»
Artensterben ist keine Einbahnstrasse. Wir können etwas dagegen tun.
Würden beispielsweise artenreiche Gewässer nicht durch grosse Fischfangflotten ausgebeutet, sondern durch die lokalen Fischer schonend genutzt, dann könnten sich die Fischbestände erholen und auch die Menschen vor Ort würden profitieren. «Erfolgreicher Naturschutz erfolgt immer mit der lokalen Bevölkerung zusammen. Naturschutz muss einen Mehrwert für die lokale Bevölkerung schaffen.»
Erfolgsmeldungen dank gezielter Schutzmassnahmen
Bei verschiedenen Wildtierbeständen gebe es auch Erfolgsmeldungen. Dies zeigt laut Vellacott: «Artensterben ist keine Einbahnstrasse. Wir können etwas dagegen tun. Wir wissen, dass man den Verlust nicht nur aufhalten, sondern auch umkehren kann.»
Dank gezielter Schutzmassnahmen breiteten sich etliche Tierarten wieder aus, von den Berggorillas in Ostafrika über die Saiga-Antilopen in der Mongolei bis zum Bartgeier in den Schweizer Alpen.