- China hat am ersten Tag des internationalen Forums zum Investitionsprojekt «Neue Seidenstrasse» zahlreiche Staatsgäste empfangen.
- So landete zum Beispiel Russlands Präsident Wladimir Putin zu einem seiner seltenen Auslandsbesuche in Peking.
- Dem Vernehmen nach soll auch der Konflikt in Nahost Thema sein.
China ist ein wichtiger Partner Russlands, der Moskau im Krieg gegen die Ukraine durch seine neutrale Haltung bislang Rückendeckung gab. Den Haftbefehl des Weltstrafgerichts gegen Putin konnte China ignorieren, weil es dem sogenannten Römischen Statut des Gerichtshofes nie beitrat. Putin wird Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping am Mittwoch treffen.
Aus der EU reiste Ungarns Regierungschef Viktor Orban an, der mit Xi über die Zukunft seines Landes in dem chinesischen Investitions- und Infrastrukturprojekt sprach. «Wir betrachten Sie als Freund», sagte Xi. Ungarn habe sich aktiv an der Errichtung der «Neuen Seidenstrasse» beteiligt und die chinesisch-ungarischen Beziehungen hätten sich ungeachtet der sich ändernden internationalen Lage auf hohem Niveau entwickelt.
Nach chinesischen Angaben dankte Orban für Pekings Unterstützung beim Bau der etwa 350 Kilometer langen Eisenbahnverbindung zwischen Budapest und Belgrad – ein Seidenstrassen-Projekt Chinas und Ungarns.
Zu dem dritten Gipfeltreffen, das zuletzt 2019 vor der Corona-Pandemie stattgefunden hatte, wurden mehr als 4000 Delegierte aus über 140 Ländern beziehungsweise von mehr als 30 internationalen Organisationen erwartet. Themen des Forums sind Konnektivität, grüne Entwicklung und Digitalwirtschaft. Für Peking ist die «Neue Seidenstrasse» eine Neuausrichtung in der Aussenpolitik.
Finanzschwache Länder geraten in Abhängigkeit
Peking schickt meist eigene Unternehmen für die Bauvorhaben und fungiert als Kreditgeber. Deshalb gibt es Kritik, dass sich finanziell schwache Länder durch die «Neue Seidenstrasse» in grosse Abhängigkeit begäben, weil sie in der Folge bei China Schulden haben. Ein Fall ist der südasiatische Inselstaat Sri Lanka, der bei China mit umgerechnet mehr als 20 Milliarden Euro in der Kreide steht und wegen einer Wirtschaftskrise zahlungsunfähig wurde.
Die staatliche Nachrichtenagentur Xinhua kommentierte vor Gipfel-Beginn, die «Schwarzseher» im Westen würden versuchen, die Initiative mit Behauptungen, sie sei eine «Schuldenfalle», schlechtzureden. «Kein Mitgliedsland ist als Ergebnis der Neuen Seidenstrasse in eine Schuldenkrise gestürzt», hiess es.
Westen vermutet Probleme bei Xis Herzensprojekt
Die «Volkszeitung», ein Sprachrohr der kommunistischen Partei, verwies darauf, dass viele Länder durch die Initiative lange bestehende Engpässe in der Infrastruktur überwinden.
Im Westen vermuten Beobachter hingegen, dass das Herzensprojekt von Xi in Schwierigkeiten steckt, weil die Wirtschaft des Landes mit rund 1.4 Milliarden Einwohnern schwächelt und Peking damit weniger Geld zum Verleihen hat. Hinzu kommt, dass die Regierung das Geld ausstehender Kredite von anderen Staaten zurückbekommen muss.