Warum reist Xi Jinping gerade nach Frankreich? Frankreich ist ein wichtiges EU-Land. Offiziell besucht Xi Jinping Frankreich für eine Jubiläumsfeier. Vor 60 Jahren haben die beiden Länder diplomatische Beziehungen aufgenommen. Er nutze diese Gelegenheit, um Chinas Anrecht auf einen Platz auf der Weltbühne zu betonen, sagt SRF-Chinakorrespondentin Claudia Stahel. Zudem spielt Frankreich eine wichtige Rolle, was chinesische Elektroautos betrifft.
Was steht auf der Agenda? Inhaltlich soll es beim Treffen um den Krieg in der Ukraine, die Lage in Nahost, wirtschaftliche Zusammenarbeit und den Klimaschutz gehen. Auch die Zusammenarbeit in den Bereichen Kultur, Sport und Wissenschaft steht auf der Agenda. Das hiess es aus dem Élysée-Palast. Macron sagte vorab, es müsse alles getan werden, um China bei den grossen globalen Fragen einzubinden. Es sei im Interesse der Europäer, «zu erreichen, dass China sich für die Stabilität der internationalen Ordnung einsetzt».
Was wird sicherheitspolitisch besprochen? Ein wichtiges Thema ist der russische Angriffskrieg auf die Ukraine. Xi Jinping pflegt mit Russlands Machthaber Wladimir Putin eine enge Beziehung. «Macron wird sicher verlangen, dass Xi Jinping auf Russland einwirkt», so Stahel.
Wie könnte China auf Russland Einfluss nehmen? Dazu hat China drei Hebel:
- Wirtschaftlich: China kauft russische Produkte und stärkt damit die Wirtschaft Russlands.
- Politisch: Xi ist einer der wenigen globalen Führer, die sich noch regelmässig mit Wladimir Putin treffen. Damit gewährt er ihm Sichtbarkeit.
- Militärisch: Russland importiert viele zivile Drohnen von chinesischen Unternehmen. Westliche Länder wie die USA werfen China vor, diese im Krieg gegen die Ukraine einzusetzen.
Wird Xi einen dieser Hebel nutzen? Kaum. Der Ukrainekrieg ist für China weit weg und Xi fühlt sich dafür nicht verantwortlich. «China hat es satt, bei jeder Gelegenheit zu hören, dass es Russland unterstützt. Das will Xi den Europäerinnen und den Europäern klarmachen», sagt die SRF-Chinakorrespondentin.
Wie unterscheidet sich der Besuch in Frankreich zu Serbien und Ungarn? Serbien und Ungarn sind eher china- und russlandfreundliche Staaten. Der serbische Präsident und der ungarische Finanzminister haben im Vorfeld für China sehr wohlwollende Interviews gegeben. Von Emmanuel Macron gibt es kein solches PR-Interview. Der Empfang in Serbien und Ungarn dürfte im Vergleich zu Frankreich überschwänglich ausfallen. Das werde Peking ausschlachten, sagt Claudia Stahel: «Im Visier hat es dabei die Länder des globalen Südens. Dort versucht sich China bei jeder Gelegenheit, als Alternative zum Westen zu präsentieren.»