«Campo largo» – weites Feld. So nennt sich in Italien die geeinte, versammelte Opposition. Doch meist ist dieses Feld eher überschaubar oder gar schmal, denn meist springt einer oder gar mehrere ab und gehen auf Solo-Tour. Die beiden grössten Oppositionsparteien sind der sozialdemokratische Partito Democratico und die linkspopulistische Bewegung der Cinque Stelle.
Eine vermeintliche Lappalie
In vielem ist man sich einig. Beide wollen einen höheren Mindestlohn, verabscheuen Steueramnestien oder möchten mehr Umweltschutz. Doch da gibt es eben auch die Differenzen. Die Cinque Stelle zum Beispiel sind strikt gegen Kehrichtverbrennungsanlagen, weil diese, so die fixe Idee, die Umwelt belasten. Die Sozialdemokraten aber sehen das genau umgekehrt.
Was wie eine Lappalie klingt, hat auf regionaler oder kommunaler Ebene schon so manches Bündnis der Linken verhindert oder gar gesprengt. Und selbst wenn sich Sozialdemokraten und Cinque Stelle überall zusammenraufen würden, reichte das derzeit nicht dazu aus, die Rechte zu schlagen. Es bräuchte eben wirklich ein «Campo largo», ein weites Feld, zu dem auch die Parteien der linken Mitte stossen müssten.
Der Spaltpilz wuchert
Doch an diesem Punkt wird es definitiv kompliziert. Denn dann müsste man auch noch den ehemaligen Premierminister Matteo Renzi ins Boot holen oder den ehemaligen Wirtschaftsminister Carlo Calenda. Doch beide Zentristen sind eingefleischte Solisten und bekannt dafür, ihre Meinung häufig und spontan zu wechseln. Mit anderen Worten: Links der italienischen Mitte wuchert der Spaltpilz.
Demgegenüber versteht es Italiens Rechte meisterhaft, kurz vor der Wahl im richtigen Moment sämtliche Differenzen unter einen grossen Teppich, unter einen «Tappeto largo» zu kehren. Zudem verfügt das rechte Lager mit Giorgia Meloni über eine talentierte Moderatorin, die es versteht, Kopf und Bauch der Leute anzusprechen.
Nicht so die Linke. Viele Hoffnungen ruhten auf der jungen Elly Schlein, als sie vor knapp einem Jahr zur Chefin des Partito Democratico bestimmt wurde. Doch Schlein wirkt oft abgehoben. Sie bekundet schon Mühe damit, die diversen Flügel ihrer eigenen Partei zusammenzuhalten. Vorderhand sind das schlechte Voraussetzungen dafür, die buntscheckige Opposition zu einen – und zum Erfolg zu führen.