Einst feierte Matteo Salvini mit rechtsradikalen Parolen und einer Anti-Europa-Rhetorik Erfolge. Mittlerweile stiehlt ihm eine Frau die Show: Giorgia Meloni dominiert Italiens Politik nach Belieben.
Salvinis Lega dagegen verliert bei jeder Wahl massiv an Stimmen. Das Tüpfchen auf dem i: Salvinis Steckenpferd und grösstes Wahlversprechen, die längste Brücke der Welt nach Sizilien zu bauen, wird es schwer haben.
Über drei Kilometer lang soll die Hängebrücke zwischen Kalabrien und Sizilien in luftiger Höhe hängen. Lega-Chef Matteo Salvini wird nicht müde zu versprechen «ce la facciamo!» – wir werden das schaffen.
Im Sommer, also während der Wahlkampagne fürs Europaparlament, hätten die Bagger auf beiden Seiten der Meerenge auffahren sollen. Doch jetzt weiss man: Da fehlt noch was.
Expertinnen und Experten sagen, man müsse die Erdbebensicherheit noch weiter prüfen – ebenso, ob die Hängebrücke den starken Winden der Meerenge wirklich standhalten könnte. In einem Land, wo vor wenigen Jahren in Genua eine Brücke einstürzte, sind das sehr ernstzunehmende Einwände.
Der Absturz der Lega
Der Bau der Brücke hätte Salvini und seine Partei beflügeln sollen. Jetzt könnte sie ihn weiter in die Tiefe ziehen. Es ist nicht das einzige Problem, mit dem Salvini zu kämpfen hat. Noch vor fünf Jahren, bei der letzten Wahl ins Europaparlament, erreichte die Lega sagenhafte 34 Prozent. Jetzt dümpelt die Partei noch bei etwa acht.
Unlängst bei Wahlen auf Sardinien und in den Abruzzen stürzte die Lega noch tiefer ab. In beiden Regionen wurde sie gar von der Forza Italia überflügelt. Das ist jene Partei, die das Handicap hat, dass ihr charismatischer Führer Silvio Berlusconi im letzten Sommer verstorben ist.
Selbst der verblichene Berlusconi und sein eher farbloser Nachfolger Antonio Tajani scheinen im Volk also besser anzukommen als die Lega des Matteo Salvini. Denn der Mailänder hat bisher keines seiner Wahlversprechen wirklich umgesetzt. Er versprach Steuergeschenke, eine «Flat Tax», ein tieferes Rentenalter oder eben den schnellen Bau der Brücke nach Sizilien.
Salvinis Stuhl wackelt
Und dann gibt es da noch jenes Foto vom Roten Platz in Moskau. Auf diesem sieht man Salvini in einem T-Shirt, auf dem das Porträt Wladimir Putins prangt. Mit Putin auf der Brust lächelt Salvini und hebt den Daumen. Jetzt, im Krieg, ist dieses Foto verheerend.
All dies führt dazu, dass sich viele von Salvini ab- und Giorgia Meloni und ihren Brüdern Italiens zuwenden. Der Aderlass ist so gross, dass nun selbst Salvini Stuhl zu wackeln beginnt.
Dass die Lega bei der Wahl ins EU-Parlament stark verlieren wird, scheint klar. Sollte die Lega später aber auch in ihren nördlichen Hochburgen in der Lombardei und in Venetien massiv verlieren, dann wird es für Matteo Salvini richtig gefährlich.