- Wegen des Stopps der Geisel-Freilassungen durch die Hamas steht die ohnehin brüchige Waffenruhe mit Israel im Gazastreifen auf der Kippe.
- Die Hamas hat die für Samstag vorgesehene nächste Freilassung israelischer Geiseln auf unbestimmte Zeit verschoben. Begründung: Israel halte sich nicht an die Vereinbarung zur Waffenruhe.
- Israels Verteidigungsminister versetzte daraufhin die Armee, die noch im Gazastreifen stationiert ist, in höchste Alarmbereitschaft.
Am Samstag sollte die Hamas eigentlich drei weitere Geiseln freilassen. Dies werde erst möglich, wenn sich Israel wieder an die Vereinbarungen halte, sagte Hamas-Sprecher Abu Obeida. Die Hamas stehe aber grundsätzlich zu den Vereinbarungen über die geltende Waffenruhe und den Austausch von Geiseln gegen inhaftierte Palästinenser.
Die Tür für einen weiteren Austausch von Geiseln und Gefangenen am Samstag bleibe «offen», sagte die Hamas gemäss der Nachrichtenagentur AFP weiter. Die Hamas habe die Ankündigung absichtlich fünf Tage vor dem geplanten Termin für die Übergabe gemacht, um den Vermittlern genügend Zeit zu geben, Druck auf Israel auszuüben, hiess es demnach weiter.
Hamas kritisiert Israel: Tote und Verletzte trotz Waffenruhe
Israel habe die Rückkehr von Vertriebenen in den nördlichen Gazastreifen verzögert, das Feuer an diversen Stellen des Küstenstreifens eröffnet und die Einfuhr von Hilfsgütern behindert, begründete Obeida die Verschiebung der Freilassung. Die Hamas aber habe sich an alle Abmachungen gehalten.
Israelische Soldaten hatten auch während der Waffenruhe wiederholt auf Palästinenser geschossen. Dabei gab es mehrere Tote und Verletzte. Zur Begründung teilte die Armee mit, Verdächtige hätten sich israelischen Stellungen genähert und nicht auf Warnschüsse reagiert.
Israel: Blockieren keine Hilfslieferungen
Israel weist die Vorhaltungen der Hamas zurück und wirft den Islamisten seinerseits Verstösse vor. Der israelische Regierungssprecher David Mencer wies insbesondere Vorwürfe zurück, Israel blockiere Hilfslieferungen für die Bewohner des Gazastreifens.
Verteidigungsminister Israel Katz bezeichnete die Ankündigung der Hamas als gravierenden Verstoss gegen das Waffenruheabkommen und die Vereinbarung zur Freilassung der Geiseln. Katz versetzte die Armee, die noch im Gazastreifen stationiert ist, in höchste Alarmbereitschaft.
Gespräche zur zweiten Phase der Waffenruhe hängig
Über die zweite Phase der Waffenruhe sollte eigentlich schon seit letzter Woche verhandelt werden. In diesem zweiten Abschnitt würden alle lebenden Geiseln freigelassen und die israelische Armee ihren bereits jetzt begonnenen Abzug aus dem Gazastreifen abschliessen.
Die Hamas warf Israel jedoch vor, den Beginn zu verzögern und nicht an einem Ende des Krieges interessiert zu sein. In der rechtsreligiösen Regierung des israelischen Ministerpräsidenten Netanjahu fordern Mitglieder wie der rechtsextreme Finanzminister Bezalel Smotrich eine Fortsetzung des Krieges gegen die Hamas.
Der rechtsextreme Ex-Polizeiminister Itamar Ben-Gvir, der aus Protest gegen die Waffenruhe aus der Regierung ausgetreten war, forderte nun einen «massiven Angriff» auf den Gazastreifen und einen totalen Stopp humanitärer Hilfslieferungen.
Belastet werden die Bemühungen um einen Waffenstillstand im Gazastreifen auch durch Äusserungen des US-Präsidenten. In einem Interview mit dem Sender Fox News sprach Trump den Palästinensern nach dem Wiederaufbau das Recht auf Rückkehr in den Gazastreifen ab.