Erst allmählich zeigt sich in Mosambik das Ausmass des Zyklons «Kenneth», der am Freitag mit Winden von bis zu 300 Kilometern pro Stunde im Norden auf Land getroffen ist. «Kenneth» ist nur sechs Wochen nach «Idai» bereits der zweite Wirbelsturm, der Mosambik dieses Jahr getroffen hat.
Schwere Regenfälle führten zu massiven Überschwemmungen, manche Dörfer seien von den Sturmwinden regelrecht weggefegt worden, sagt Barbara Kruspan, die sich in Pemba, Mosambik, befindet.
SRF News: Wie sieht es zurzeit in der von «Kenneth» getroffenen Stadt Pemba aus?
Barbara Kruspan: Die Situation in Pemba und umliegenden Gebieten ist gar nicht schön. Es gibt Überschwemmungen, am Sonntag standen die Menschen teilweise bis zur Brust im Wasser. Weil die meisten Häuser aus Lehm gebaut sind, sind viele zusammengebrochen. Der Zugang zur Stadt ist sehr schwierig – auch die Strassen sind bloss aus sandigem Lehm gebaut und jetzt teilweise zerstört.
Es fehlt an Grundlegendstem wie Schmerzmitteln, Antibiotika oder Malariamitteln.
Was brauchen die Menschen in Pemba jetzt am dringendsten?
Sauberes Wasser ist wohl das wichtigste. Durch das Hochwasser wurden auch die im Land üblichen Latrinen ausgespült, die Fäkalien überall verteilt. Zudem ist die sowieso schon schlechte medizinische Versorgung praktisch vollständig zusammengebrochen. Es fehlt an Grundlegendstem wie Schmerzmitteln, Antibiotika oder Malariamitteln. Viele Menschen haben mit ihren Häusern auch die Essensvorräte verloren.
Vom Zyklon ist alles plattgewalzt worden, die Häuser sind teilweise flächendeckend zerstört.
Wie ist die Situation ausserhalb der Stadt Pemba – etwa weiter nördlich?
Ein Flugzeug der UNO hat das Gebiet vorgestern überflogen – und schreckliche Bilder zurückgebracht. Vom Zyklon ist alles plattgewalzt worden, die Häuser sind teilweise flächendeckend zerstört, viele Dörfer existieren nicht mehr. Dort ist die Situation wohl noch viel dramatischer als hier. Das Gebiet ist auf der Strasse nicht mehr erreichbar und Helikopter sind noch keine vor Ort. Die Menschen werden dort schlicht alles brauchen, was sie bekommen können, um überhaupt zu überleben.
Schon vor sechs Wochen wurde das Land von einem Zyklon heimgesucht. Waren die Behörden jetzt besser auf die nahende Katastrophe vorbereitet als damals?
Ja. Das meteorologische Institut hat sehr früh und klar vor der Gefahr gewarnt. Die Häuser, Schulen und Gesundheitszentren wurden denn auch soweit möglich auf den Wirbelsturm vorbereitet. Die Regierung hat aus den Erfahrungen von «Idai» sicher etwas gelernt – in einem Land allerdings, das nur sehr wenig Mittel hat, um die Bevölkerung zu unterstützen.
Das Gespräch führte Daniel Eisner.