1. Müssen wir beim Klimawandel vom Worst-Case-Szenario ausgehen?
Wir müssten unbedingt den Treibhausgasausstoss verringern, um den Klimawandel zu bremsen, so Bettina Schaefli, ordentliche Professorin für Hydrologie an der Universität Bern.
«Je schneller, umso besser. Viele Länder haben sich konkrete Reduktionsziele gesetzt und setzen Massnahmen um. Aber auch einzelne Personen sollten mit ihrem eigenen Konsumverhalten zu einer Treibhausgasreduktion beitragen. Und wir können uns auch fragen, wie wir unseren Lebensstil in Zukunft den veränderten Bedingungen anpassen können.» Als Beispiele nennt Schaefli, wie wir in wärmeren Städten und mit weniger Wasser leben können.
2. Wie trocken wird es in der Schweiz und Europa im Sommer?
Solche Prognosen gebe es, verrät Massimiliano Zappa von der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL).
Doch solche Vorhersagen seien sehr beschränkt. «Einfacher ist abzuschätzen, wie stark die Voraussetzungen für Wasserknappheit sind. Es gibt einen starken Zusammenhang zwischen Schneeressourcen im Winter und Wasserverfügbarkeit in Frühling und Sommer. Dasselbe gilt für den Wasserstand der Seen. Die Situation im Tessin in 2022 ist ein Beispiel dafür, wie Schnee- und Regenmangel im Winter zu einer starken Wasserknappheit im Sommer geführt haben.»
3. Wie hat sich die Schweiz auf künftige Dürren vorbereitet?
Die Hoheit über die Wasserressourcen sei gemäss Bundesverfassung bei den Kantonen, sagt Carlo Scapozza, Leiter der Abteilung Hydrologie beim Bundesamt für Umwelt (Bafu).
Der Bundesrat habe im Mai 2022 die zuständigen Fachstellen des Bundes beauftragt, bis 2025 ein nationales Früherkennungs- und Warnsystem zur Trockenheit aufzubauen. «Es soll mehrere Wochen im Voraus aufzeigen, wenn sich eine kritische Situation anbahnt. So können Betroffene wie Landwirtinnen und Landwirte oder Trinkwasserversorger geeignete Massnahmen ergreifen und Schäden vermeiden.»
4. Gab es vor Hunderten Jahren auch schon Wetterextreme?
Die habe es schon immer gegeben, meint SRF-Meteorologe Roman Brogli. «Mit einer Veränderung des durchschnittlichen Wetters ändern sich auch die Extreme.
Diese Extreme können dann in Bereiche vorstossen, die im früheren Klima fast unmöglich waren. Es kann also zum Beispiel plötzlich mehr Regen geben, als noch bei der Planung der Kanalisation denkbar war, und daher die Infrastruktur überfordern. Schön sieht man dies übrigens bei den Sommertemperaturen in der Schweiz. Was da früher extrem war, ist heute normal.»
5. Wie gross sind die Einflüsse von Abholzung, Krieg und fossiler Energieträger aufs Klima?
«Der Klimawandel wird durch unseren Treibhausgasausstoss verursacht. Dieser hängt direkt mit geopolitischen Phänomenen zusammen. Zum Beispiel verändert sich der Konsum von fossilen Brennstoffen durch militärische Konflikte und somit auch der Treibhausgasausstoss. Auch wenn an anderen Orten auf der Welt der Treibhausgasausstoss noch stärker ist als bei uns, besteht kein Zweifel daran, dass unser europäischer Lebensstil zu einem massiven Treibhausgasausstoss führt», so Bettina Schaefli.
Unser europäischer Lebensstil führt zu einem massiven Treibhausgasausstoss.
Dominik Schumacher von der ETH Zürich führt weiter aus: «Das Abholzen von Wäldern hat historisch gesehen in der Tat einen wichtigen Anteil am Klimawandel; bis etwa zur Hälfte des 20. Jahrhunderts wurden durch Rodungen sowie generell durch Landnutzungswandel mehr Kohlenstoffdioxid emittiert als durch die Nutzung von fossilen Energieträgern.» Doch aktuell würden fossile Energieträger circa 90 Prozent der Kohlenstoffdioxidemissionen ausmachen. «Sie stellen daher den wichtigsten, direkten Treiber der globalen Erwärmung dar.»