Schon seit Jahrzehnten wird zur Alzheimer-Krankheit geforscht. Die Ungeduld ist gross und die Flops sind vielfältig. Doch nun gibt es seit Anfang dieses Jahres einen neuen Hoffnungsschimmer für die Betroffenen: Die US-Zulassungsbehörde FDA hat ein neuartiges Medikament des US-Biotechkonzerns Biogen zugelassen.
Ein Durchbruch in der Alzheimer-Forschung.
«Leqembi» heisst der Hoffnungsträger. «Das ist ein Durchbruch in der Alzheimer-Forschung», sagt Andrea Pfeifer, seit 20 Jahren Alzheimer-Forscherin und CEO des Biotechunternehmens AC Immune. Das Medikament soll den Krankheitsverlauf verlangsamen.
Deshalb: «Von Heilung kann nicht die Rede sein, aber es ist ein erster Schritt», so Pfeifer. «Leqembi» enthält den Wirkstoff Lecanemab. Das Medikament löst Ablagerungen des Eiweissmoleküls Beta-Amyloid im Gehirn auf. Dieses Protein gilt in der Forschung als eine der Hauptursachen für Alzheimer.
Früherkennung ist das A und O
Der ausschlaggebende Faktor liegt in der Früherkennung. Mithilfe von Tests kann Alzheimer bereits 15 bis 20 Jahre vor den ersten Symptomen diagnostiziert werden. Es sind dies Jahre, die von entscheidender Bedeutung sind.
Sind die Gehirnzellen erst einmal abgestorben, können sie nicht mehr ersetzt werden.
«Sobald die Symptome auftreten, ist es zu spät», erklärt Pfeifer. Ab diesem Zeitpunkt kann die Krankheit nur noch verlangsamt, aber nicht mehr geheilt werden. «Sind die Gehirnzellen erst einmal abgestorben, können sie nicht mehr ersetzt werden.» Anders ausgedrückt: Abhilfe ist nur durch Prävention möglich.
Ein Ansatz besteht in der Entwicklung eines Impfstoffes. An einem solchen forscht Pfeifers Unternehmen AC Immune. Das ambitionierte Ziel ist es, bis 2028 mit diesem Medikament auf den Markt zu kommen. Ein Impfstoff gegen Alzheimer wäre ein weiterer Meilenstein auf dem Weg zur Heilung der Krankheit. Pfeifer sagt: «Ich bin optimistisch, dass eine Heilung in Zukunft möglich sein wird.»
Immense Gesundheitskosten
Die Heilung muss das oberste Ziel der Alzheimer-Forschung sein, denn neben dem individuellen Leid bedeutet die Krankheit auch eine erhebliche soziale und ökonomische Belastung für die Gesellschaft. «Alzheimer ist eine langsame Pandemie, die bereits existiert und voranschreitet» betont Pfeifer.
Jedes Jahr erkranken in der Schweiz gut 30'000 Menschen an Demenz, die meisten davon bekommen Alzheimer. Die Krankheit führt durch ihre fehlenden Heilungschancen zu hohen Gesundheitskosten.
Gemäss einer Studie von Alzheimer Schweiz sind das derzeit rund 11.8 Milliarden Franken jährlich. Andrea Pfeifer unterstreicht nachdrücklich: «Wenn wir nicht bald eine Therapie entwickeln, werden die sozialen und wirtschaftlichen Folgen für die Gesellschaft zu gross.»