- Wäre Anfang Oktober abgestimmt worden, hätten sich 51 Prozent der befragten Stimmberechtigten für den Ausbau der Autobahnen ausgesprochen, so das Ergebnis der 1. SRG-Umfrage zur Abstimmung vom 24. November 2024, die das Forschungsinstitut GFS Bern durchgeführt hat.
- Da im Laufe von Abstimmungskampagnen bei Behördenvorlagen oft ein Ja-Trend zu beobachten ist, könnte die Nein-Seite weiter unter Druck geraten.
- Aktuell stösst der Ausbau insbesondere im linken Lager auf Kritik, welches in jüngster Zeit jedoch immer wieder mit einer starken Mobilisierung überraschen konnte.
Im vergangenen Jahr hat das Bundesparlament beschlossen, für rund fünf Milliarden Franken verschiedene Autobahnabschnitte zu bauen oder auszubauen. Laut den Plänen soll etwa die A1 bei Bern zwischen Wankdorf und Schönbühl auf acht sowie bei Kirchberg BE und bei Nyon auf jeweils sechs Spuren ausgebaut werden. Zudem stehen drei Tunnel in Basel, Schaffhausen und St. Gallen zur Diskussion. Gegen den Beschluss ergriff eine breite Allianz von Umweltverbänden das Referendum, deshalb kommt der Ausbau vor das Stimmvolk.
Rechts gegen links, Männer gegen Frauen
«Das Meinungsbild ist stark polarisiert», sagt Martina Mousson, Projektleiterin bei GFS Bern. Demnach verlaufe die primäre Konfliktlinie bei der Vorlage entlang des politischen links-rechts-Spektrums.
Die Anhängerschaft der bürgerlichen Parteien befürworten den Autobahnausbau deutlich. Am höchsten ist die Zustimmung FDP-affiner Befragter, gefolgt von SVP-Affinen und Mitte-Sympathisanten. Grüne-, SP- und GLP-Wählende stellen sich mehrheitlich gegen die Behördenvorlage. Parteiungebundene sind ebenfalls tendenziell kritisch, aber derzeit in ihrer Meinung wenig gefestigt.
Das Klima-Thema schwingt mit.
Die Polarisierung rund um den Ausbau der Autobahnen ist laut Mousson dahingehend nicht überraschend, «als das Klima-Thema hier mitschwingt». Typisch für Vorlagen, die ökologische Aspekte betreffen, ist folglich auch der Unterschied zwischen den Geschlechtern. So stehen die befragten Männer mit 59 Prozent hinter der Vorlage, wobei die Frauen sich zu 52 Prozent dagegen aussprechen.
Mit 52 respektive 57 Prozent Ja-Anteil ist die Unterstützung regional betrachtet in der deutsch- und italienischsprachigen Schweiz am grössten. In der französischsprachigen Schweiz wäre der Autobahnausbau anfangs Oktober mit 48 Prozent Ja-Anteil hingegen abgelehnt worden.
Besondere Ausgangslage für ländliche Regionen
In ländlichen Regionen ist die Bevölkerung tendenziell mehr auf den individuellen Personenverkehr angewiesen, als im urbanen Gebiet – das Auto ist das wichtigste Fortbewegungsmittel. Entgegen den Erwartungen führt dies in puncto Autobahnausbau allerdings nicht zu einer deutlich höheren Zustimmung. In der Stadt befürworten 47 Prozent, auf dem Land 55 Prozent und in den Agglomerationen 56 Prozent der Befragten die Vorlage.
«Das hat uns sehr überrascht», hält auch Mousson fest. Aber: «Es gibt direkt betroffene Bauern, die Landstücke für die Ausbauschritte abgeben müssten.» Möglicherweise ist auf dem Land eine gewisse Solidarität mit diesen Landwirtschaftsbetrieben spürbar.
Die Meinungen passen sich oft an Bundesrat und Parlament an.
«In aller Regel steigt bei Behördenvorlagen der Ja-Anteil im Kampagnenverlauf», sagt Mousson. «Die Meinungen der Bevölkerung passen sich oft jener des Bundesrats und des Parlaments an.» Gerade wegen des knappen Stimmverhältnisses und der jüngeren Vergangenheit bleibe der Ausgang trotzdem weiter offen.