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FOKUS: Martina Mousson zu den Abstimmungen vom 24. November 2024
Aus 10 vor 10 vom 13.11.2024.
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13. AHV-Rente, BVG-Reform Wenn das Bundeshaus am Volk vorbei politisiert

Am 24. November könnten alle Abstimmungsvorlagen abgelehnt werden. In jüngster Zeit verlor Bundesbern immer wieder.

Die jüngste SRG-Umfrage zeigt: Bei allen vier Abstimmungsvorlagen vom 24. November wird es eng. Bundesbern dürfte beunruhigt sein, denn: Sowohl der Bundesrat als auch das Parlament befürworten die Efas, die beiden Mietrechtsvorlagen und den Autobahnausbau.

Der Schweizer Politik könnten, sofern tatsächlich alle Vorlagen vom Stimmvolk abgelehnt werden, Niederlagen bevorstehen. In jüngster Zeit verloren Bundesrat und Parlament mehrere wichtige Vorlagen an der Urne.

BVG-Reform

Erst bei der letzten Abstimmung Ende September erlitt Gesundheitsministerin Elisabeth Baume-Schneider eine wuchtige Niederlage: Eine Reform, welche die Renten der obligatorischen beruflichen Vorsorge (BVG) sichern und die Rentenleistungen für Menschen mit tiefen Löhnen verbessern sollte, wurde mit 67 Prozent bachab geschickt. Kein einziger Kanton war dafür.

13. AHV-Rente

Umgekehrtes Resultat, gleiche Gefühlslage: Im März sagen Stimmbevölkerung und Stände deutlich Ja zur Initiative für eine 13. AHV-Rente – ein historischer Entscheid: Zum ersten Mal kam eine sozialpolitische Initiative von links durch. Es sei auch ein Protestvotum gegen den Staat gewesen, analysierte damals Politologe Lukas Golder vom Forschungsinstitut GFS Bern.

Bundeshaus im Dunkeln mti einem Schweizerkreuz auf der Fassade.
Legende: Politisiert Bundesbern an der Bevölkerung vorbei? Politologe Golder spricht von einem Kommunikationsproblem. (Im Bild: Die Fassade des Bundeshauses während der Lichtshow 2011). PHOTOPRESS/Sabine Burger

CO₂-Gesetz

Im Juni 2021 zeigte der Souverän dem Parlament und der damaligen Umweltministerin Simonetta Sommaruga die kalte Schulter, als das revidierte CO₂-Gesetz zur Abstimmung stand. Mit 51.6 Prozent lehnten es die Stimmberechtigten relativ knapp ab. Der Nachfolger, das Klimaschutz-Gesetz, wurde dann zwei Jahre später deutlich angenommen.

E-ID

Ebenfalls Schiffbruch erlitt das Gesetz über elektronische Identifizierungsdienste, kurz E-ID. Fast 65 Prozent der Stimmenden und alle Kantone wollten es 2021 nicht. Dies, obwohl der Bundesrat wie auch das Parlament sich für das Gesetz aussprachen.

Verhüllungsverbot

Zusammen mit der E-ID tauchte Bundesbern schliesslich auch bei der Initiative über ein Verhüllungsverbot. 51.2 Prozent der Stimmbevölkerung und 18 von 23 Ständen winkten das Vorhaben durch - obwohl Parlament und Regierung dagegen waren. Damit verbot die Schweiz Musliminnen künftig die Verschleierung mit Nikab oder Burka in der Öffentlichkeit. Übrigens tritt am 1. Januar 2025 das Gesetz in Kraft.

Die oben erwähnten teils markanten Niederlagen des Bundesrates lassen den Anschein erwecken, als ob Landesregierung und Parlament zuletzt des Öfteren verlieren. Im Zusammenhang mit der neusten SRG-Umfrage wird auch ersichtlich, dass das Vertrauen der Menschen in die Regierung schwindet: 47 Prozent der Stimmbevölkerung geben an, dass der Bundesrat am Volk vorbei politisiert. Einen solch hohen Wert gab es seit 2018 nicht mehr.

Audio
Umfrage zu Abstimmungen: Hat der Bundesrat ein Vertrauensproblem?
13:21 min Bild: Keystone/Anthony Anex
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Ist das der Grund für die scheinbar zunehmenden Niederlagen? Es sei schwierig, dies festzumachen, sagt Politologe Golder. Generell spüre die Bevölkerung die globalen Unsicherheiten, die Migration und den Verlust der Kaufkraft. In solchen Zeiten sei man weniger gewillt, der Regierung zuzuhören.

Niederlagen von Bundesbern aktuell leicht erhöht

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Die Auswertungen von Politologe Golder zeigen, dass seit 1971 langfristig gesehen der Bundesrat in etwa 20 Prozent der Abstimmungsvorlagen verliert. In der letzten Legislatur, also von 2019 bis 2023, war der Wert leicht erhöht, nämlich bei rund 30 Prozent. Würde der Bundesrat tatsächlich alle vier Abstimmungsvorlagen am 24. November verlieren, so läge die Misserfolgsquote bei 50 Prozent. Gewinnt er aber eine davon, so sinkt die Quote auf 42 Prozent. Die Quoten für ein Jahr lagen aber in der Vergangenheit auch schon höher. Es wird auch nicht jedes Jahr über gleich viele Abstimmungsvorlagen befunden. Mit eingerechnet bei der Quote sind Initiativen und Referenden.

Mitgespielt habe sicherlich auch die Corona-Pandemie und neue Medien wie Social Media, wo schnell mobilisiert und weniger Dialog geführt werde, sagt Golder. «Der Bundesrat verliert seine privilegierte Kommunikationsposition.»

Doch bevor von einem Trend von Abstimmungsniederlagen der Landesregierung gesprochen werden kann, sind die nahenden Abstimmungen am 24. November abzuwarten.

SRF 4 News, 13.11.2024, 06:00 Uhr

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