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14 Tonnen Bienen importiert Imkerverband spricht von gefährlichen Einfuhren

Immer mehr Bienenvölker kommen aus dem Ausland. Der oberste Schweizer Imker sieht die «erschreckenden» Importe ungern.

2018 ist bis jetzt ein sehr gutes Jahr für die Bienen und die Imker. Der Nektar fliesst reichlich; Honig gibt's viel und die natürlichen Verluste von Bienenvölkern im Winter hielten sich in Grenzen.

Auch Mathias Götti Limacher, der Präsident von Bienenschweiz, ist zufrieden mit dem aktuellen Bienenjahr. Was ihn allerdings irritiert, sind die neusten Zahlen der Eidgenössischen Zollverwaltung. Sie zeigen, dass allein im Monat April vier Tonnen Bienen in die Schweiz eingeführt worden sind. Dass so viele Bienenvölker eingeführt würden, sei «erschreckend», so der Präsident des Imkerverbands der deutschen und rätoromanischen Schweiz.

Importe unnötig und gefährlich

Die vier Tonnen Bienen entsprechen 1500 bis 2000 Bienenvölkern, das sind rund 50 Millionen Honigbienen. Doch eigentlich seien Importe gar nicht nötig, weil man problemlos Jungvölker züchten könne, sagt der Oberimker.

Ausserdem seien die Importe gefährlich: Denn mit den Bienen werden auch Schädlinge importiert – so etwa die für Honigbienen so gefährliche Varroa-Milbe. Deshalb kritisieren auch die Schweizer Kantonstierärzte die Bienenimporte. Und auch der Bund ruft zur Vorsicht auf.

Auf die Mentalität der Biene kommt es an

Götti Limacher seinerseits mach sich sogar für ein Bienen-Importverbot stark. Er begründet dies allerdings nicht mit möglicherweise eingeschleppten Krankheiten, sondern mit der Genetik.

So lebten Bienen in Norddeutschland oder Süditalien in einer anderen Umgebung, wo andere Eigenschaften gefordert seien, als in der Schweiz. «Es macht keinen Sinn, diese Bienen hier anzusiedeln.» Denn auch die Mentalität der Bienen spiele eine Rolle – das hätten Untersuchungen gezeigt.

Dutzende Bienen.
Legende: Auf den Charakter kommt es auch an: Bienen sind nicht gleich Bienen, sagt der Fachmann. Imago

Für das zuständige Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen kommt ein Importverbot aber nicht in Frage. Man verweist dort auf die strengen Einfuhrbestimmungen. Auch Imkerverbandspräsident Götti Limacher weiss, dass ein Verbot aussichtslos ist, man habe das geprüft. Grund seien internationale Handelsabkommen, wie etwa die bilateralen Verträge mit der EU.

Imkerverband lanciert Bildungsoffensive

Trotzdem kann Götti Limacher nicht verstehen, weshalb viele der 19'000 Schweizer Imker Bienen aus dem Ausland einführen. Kommt hinzu, dass die Importe in den letzten Jahren stark zugenommen haben. Waren es 2012 noch fünfeinhalb Tonnen Bienen, stieg das Gewicht der total importierten Honigbienen im letzten Jahr auf 14,5 Tonnen.

Um diese Entwicklung zu stoppen, hat der Imkerverband eine Bildungsoffensive gestartet. Im Herbst werden die ersten Imkerinnen und Imker in der Schweiz mit Fachausweis diplomiert.

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Selber junge Bienenvölker nachziehen

Zudem hat der Verband eine Art Lehrbuch für Imker ausgearbeitet, das diesen die Arbeit erleichtern soll. Ein Teil der Ausbildung befasse sich mit der Jungvolkbildung, so Götti Limacher. «Mit einem guten Management hat man immer Jungvölker zur Hand, um Verluste auszugleichen», so der Oberimker.

Erste Erfahrungen zeigten, dass das Konzept greife. Götti Limacher ist denn auch überzeugt, dass die Bienenimporte künftig zurückgehen werden. Denn es hätten wieder mehr – auch junge – Imker Lust, selber Jungbienenvölker zu züchten.

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