In diesen Tagen, am 21. Juni, machte Hildegard Rimle ihre letzte Tour als Zustellerin in Muolen im Kanton St. Gallen. Sie ist jetzt in Pension.
47 Jahre im Dienste ihrer Kundschaft
Viele Zeitungen, Briefe, Postkarten und Rechnungen hat Hildegard Rimle schon in den Fingern gehabt. Sie kennt alle ihre Kundinnen und Kunden in Muolen, einem kleinen Dorf zwischen St. Gallen und dem Bodensee. Die Arbeit zuletzt als Zustellerin sei für sie nicht nur ein Beruf gewesen, sondern eine «Herzensangelegenheit».
Die ganze familiäre Atmosphäre habe ich genossen.
Sicher sei Wehmut mit dabei auf der letzten Tour. «Irgendwie habe ich es immer gerne gemacht – und die ganze familiäre Atmosphäre habe ich genossen», sagt Hildegard Rimle. Nach ihrem ganzen Berufsleben bei der Post habe sie «gelbes Blut», wie sie sagt. Darum kommt an diesem Morgen auch eine Vertretung aus der Chefetage mit Blumen und persönlichen Glückwünschen.
175-jährige Pöschtler-Dynastie
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Begonnen hat die Geschichte der längsten Pöstler-Dynastie der Schweiz mit Josef Anton Rimle. Er übernahm 1849, im Gründungsjahr der eidgenössischen Post, die sogenannte Postablage und musste zweimal in der Woche mit dem Pferdefuhrwerk nach St. Gallen, um die Post zu holen und zu bringen.
1877 übernahm dann mit Jakob Anton Rimle die zweite Generation die Postablage in Muolen. Er war gleichzeitig Gemeindeammann, Bezirksrichter und Posthalter. Entsprechend gewürdigt wurde seine Rolle im Dorf auch in der Berichterstattung der Lokalzeitung zu seiner Beerdigung im Jahr 1917.
In dritter Generation führte Theodor Rimle die Postfiliale weiter. Er hatte unter anderem die Automatisierung der Telefonzentrale immer wieder hinausgeschoben – bis Muolen 1950 die letzte Telefonzentrale der Schweiz hatte, in der noch «gstöpselt» wurde. In dieser Zeit musste auch immer ein Familienmitglied neben dem Telefon schlafen – für Notfälle.
Ab 1952 übernahm dann Eugen Rimle. Der Beruf wurde ihm in die Wiege gelegt, denn er kam im Postgebäude zur Welt. Ab 1987 führte sein Sohn Reto die Filiale in Muolen bis zur Schliessung im Jahr 2013. Reto Rimle arbeitet anschliessend in verschiedenen Filialen am Schalter, bis er 2018 aus gesundheitlichen Gründen aus dem Berufsleben ausgestiegen ist. Seine Frau Hildegard Rimle arbeitet seit 2013 bis zu ihrer Pensionierung als Zustellerin in Muolen.
Quelle: post-medien
Daheim, in der ehemaligen Poststelle von Hildegard Rimle, sprechen aufbewahrte Gegenstände wie Stempel, Siegel oder verschiedene Krawatten Bände. Sie erinnern an die Geschichte der Pöstler-Dynastie. Seit 1849 hat die Familie Rimle die Poststelle in Moulen geführt. Zuletzt ihr Ehemann Reto, den sie bei der Arbeit in einer Poststelle kennengelernt hat.
2013 ist die Poststelle des heutigen Pensionärs Reto Rimle geschlossen worden. In den folgenden elf Jahren hat nur noch Hildegard Rimle den Namen im «Postgwändli» weiter vertreten. Die Arbeit im Team habe ihr immer sehr gut gefallen, auch wenn sich der Beruf gewandelt habe, sagt sie.
Die erfahrene «Pöschtlerin» oder heute Zustellerin kennt alles und alle auf ihrer Tour um Muolen, sogar die Namen der Kinder und Hunde, wie dem «Bobby», bei dem sie eine Zeitung abliefert. Einmal in ihrer Post-Laufbahn sei sie tatsächlich von einem Hund gebissen worden, erzählt die 64-Jährige.
Auf ihrer letzten Tour gibt es viele persönliche Begegnungen. Wer mag ist eingeladen von Hildegard Rimle an ihr Pensionsfest. Grosszügig lädt sie fast das ganze Dorf in ihren Garten ein.
Pflichtbewusst und ohne grosse Verspätung hört Hildegard Rimle kurz nach 12 Uhr am Mittag mit ihrem Dienst auf. Das letzte Mal ausstempeln und die Schlüssel abgeben: Eine lebenslange Berufskarriere bei der Post, die Geschichte der längsten Pöstler-Dynastie in der Schweiz und eine Familientradition in Muolen gehen zu Ende.
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