- Die SRG-Umfrage zeigt: Das angeschlagene Vertrauen in den Bundesrat hat sich mit der Verschärfung der Corona-Massnahmen leicht erholt.
- 46 Prozent der Befragten gaben an, sich vor sozialer Isolation zu fürchten. Die Stimmung in der Bevölkerung ist schlecht.
- Nur 16 Prozent würden sich sofort und bedingungslos impfen lassen, sobald ein Wirkstoff zu Verfügung steht.
Am 28. Oktober hat der Bundesrat wieder deutlich strengere und schweizweit einheitliche Corona-Massnahmen erlassen.
Im Auftrag der SRG hat die Forschungsstelle Sotomo eine Umfrage zur Coronakrise durchgeführt. Sie gibt Einblick in die Auswirkungen der Krise auf den Alltag, die Stimmungslage und die Haltungen der Bevölkerung.
Kann die Schweiz Corona?
Nur 21 Prozent der Befragten sind der Ansicht, die Schweiz schneide besser ab als Europa insgesamt. Deutlich mehr, 35 Prozent, meinen, die Schweiz fahre schlechter als ihr Umfeld.
Etwas gestiegen ist die Sorge vor der Einschränkung persönlicher Freiheiten. Über die Hälfte der Befragten zählt dies zu den zentralen Befürchtungen im Zusammenhang mit der Krise. Damit bleibt das die Sorge Nummer eins.
Die stärkste Veränderung im Vergleich zur ersten Welle im Frühjahr bezieht sich aber auf die Sorge vor sozialer Isolation (46 Prozent). Die lange Dauer der Pandemie macht sich zunehmend bemerkbar. Auch im Verhalten gegenüber den Mitmenschen, wie Sotomo-Leiter Michael Hermann ausführt: «Viele Menschen sagen, die Stimmung sei aggressiv und misstrauisch.»
Der Ausnahmezustand ist zum Dauerzustand geworden. «Das zerrt an den Ressourcen und führt zu grösseren Konflikten», sagt Hermann. Im Frühjahr seien die Vorschriften viel strenger gewesen, die Angst der Menschen vor sozialer Isolation aber kleiner.
Die Befragten vermissen die Unbeschwertheit. Man kann nicht mehr reisen und planen. Viele vermissen die körperliche Nähe.
Ende Oktober hat mehr als die Hälfte der Befragten die Stimmungslage in der Schweiz als schlecht oder sehr schlecht eingeschätzt. Dieser Wert lag im März noch bei 27 Prozent.
Ende der ersten Welle im Juni zeigte sich noch eine spürbare Aufhellung der Stimmung. «Die Befragten vermissen diese Unbeschwertheit. Man kann nicht mehr reisen und planen. Viele vermissen die körperliche Nähe», so Hermann.
Die Gesundheits- und Wirtschaftskrise werde nun auch als Gesellschaftskrise wahrgenommen. Besonders die junge Generation leide: «Sie können nicht an die Hochschule oder Berufsschule, lernen weniger Menschen kennen, verlieben sich weniger.»
Die Zustimmung zu einem Kurz-Lockdown nach dem 28. Oktober beträgt derweil 54 Prozent. «Es zeigt, dass es der Interpretation der Fallzahlen und der Enge in den Spitälern entspricht», so Hermann.
Das Vertrauen in den Bundesrat bleibt weit entfernt von ursprünglichen Werten. Mit der verstärkten Führung der Regierung sind diese aber wieder leicht gestiegen.
Hier gibt es die Umfrage-Ergebnisse zum Nachlesen
Die grössere Gruppe der Befragten geht davon aus, dass die Normalität im Verlauf des nächsten Jahres zurückkehren wird. Fast 40 Prozent der Befragten meinen aber, dass es noch mindestens bis 2022 dauern wird, bis man sich in der Schweiz wieder ohne Einschränkungen bewegen kann.
Skepsis gegenüber Impfung
Falls in der Schweiz demnächst eine Impfung gegen Covid-19 zugelassen würde, teilt sich das Land nicht einfach in Impfgegner und -befürworter.
Nur 16 Prozent würden sich bei einer Zulassung sofort und bedingungslos impfen lassen. 28 Prozent würden von einer Impfung grundsätzlich absehen. Eine Mehrheit positioniert sich zwischen den Polen. Die Werte zeigen: Ein Impfstoff muss sich als sicher und wirksam erweisen, um in der Bevölkerung breite Akzeptanz zu finden.