Nach den Vorschlägen am letzten Freitag beriet sich Gesundheitsminister Alain Berset mit den kantonalen Gesundheitsdirektoren (GDK). Am Morgen trat er zusammen mit GDK-Präsident Lukas Engelberger vor den Medien auf. Dabei ging es vor allem um die Kinder-Impfung und den Appell an die Menschen, sich boostern zu lassen. Lukas Engelberger über die Situation in den Kantonen.
SRF News: Herr Engelberger, sind Sie schon geboostert?
Ich bin angemeldet für die Auffrisch-Impfung. Ich habe die zweite Impfung am 30. Juni erhalten, und bin jetzt angemeldet für den Booster am 14. Januar.
Bundesrat Berset hat gesagt, er erwarte von den Kantonen, dass die 3.3 Millionen Menschen, bei denen bis Ende Jahr die 6 Monate seit der zweiten Impfung abgelaufen sind, auch bis Ende Jahr die Booster-Impfung bekommen. Schaffen die Kantone das?
Wir sind gefordert, unsere Booster-Kapazitäten hochzufahren, das wird in allen Kantonen gemacht.
Wenn man mit den Nachbarländern vergleicht, dann sind wir im Rückstand.
Wird auch über die Festtage geboostert?
Ja, es wird auch über die Festtage Auffrisch-Impfungen geben.
Andere Menschen sind nicht so zuversichtlich; man hat oft das Gefühl, die Pandemiepolitik von Bund und Kantonen sei immer etwas zögerlich.
Ich verstehe die Ungeduld. Ich empfinde sie selber auch, das ist völlig normal. Man muss sich dann jeweils ein paar Wochen Zeit geben, um zu beurteilen, wo wir stehen, wie wir vorwärtskommen. Wenn man mit den Nachbarländern vergleicht, dann sind wir im Rückstand. Das ist so, aber wir werden jetzt Fahrt aufnehmen.
Sie wollten dem Bundesrat am Morgen eine gesundheitspolitische Einschätzung aus Ihrer Sicht geben. Was haben Sie ihm gesagt?
Wir sind uns einig beim Bund und den Kantonen: Wir sind in einer schwierigen Situation. Die aktuelle Welle bedroht die Leistungsfähigkeit der Spitäler, insbesondere der Intensivstationen. Und deshalb haben wir auch begrüsst, dass der Bundesrat letzten Freitag ein neues Massnahmenpaket in Konsultation gegeben hat.
Vor dreieinhalb Wochen haben Sie noch gesagt: «2G ist in der Schweiz keine Option.» Ich nehme an, das sehen Sie heute anders?
Ja. Wir müssen zur Kenntnis nehmen, dass unser bisheriger Massnahmenmix nicht stark genug ist. Deshalb ist 2G eine Möglichkeit. Auf jeden Fall eine viel mildere, als es eine allgemeine Impfpflicht wäre, die ich nicht sehe für die Schweiz. Aber ein 2G-Modell wird dann zwingend.
Testings in den Schulen finden in vielen Kantonen statt, die meisten bieten das auch regelmässig an.
Föderalismus in Ehren, aber kann es sinnvoll sein, dass Sie im Kanton Basel-Stadt sagen, es gilt 2G mit Maskenpflicht, und im Kanton Baselland gilt nur 2G. Was dazu geführt hat, dass einzelne Clubs ihre Partys kurzerhand von Basel-Stadt nach Baselland verlegt haben!
Uns als Regierungsrat des Kantons Basel-Stadt war es wichtig, für unseren Kanton Verantwortung zu übernehmen, und den Leuten, die uns vertrauen, eine Empfehlung mitzugeben. Deshalb haben wir uns dafür entschieden. Das wird ein Übergangsphänomen bleiben, weil nun schweizweite Massnahmen kommen werden.
Es wird kritisiert, dass sich die Kantone weigern, flächendeckende Testungen in den Schulen zu machen. Und dass sich die Kantone auch geweigert haben, in den Schulen einfache Massnahmen wie CO2-Sensoren oder Luftfilter zu installieren.
Testings in den Schulen finden in vielen Kantonen statt, die meisten bieten das auch regelmässig an. Es gab vor allem unter den Bildungsdirektoren Widerstand gegen ein Obligatorium des Bundes. Das ist eher ein politischer Punkt. In den Schulen werden Tests grossflächig gemacht, und es wird auch gelüftet. Ich würde das nicht als Weigerung bezeichnen.
Das Gespräch führte Urs Leuthard.