Sie heissen Aare Bier, Kitchen Brew oder Monstein und sind voll im Trend: Kleinbrauereien haben in den letzten Jahren einen Boom erlebt und sind von der Schweizer Bierlandschaft nicht mehr wegzudenken.
Vor 50 Jahren war eine solche Entwicklung undenkbar. Grossbrauereien wie Feldschlösschen oder Warteck beherrschten den Markt und bildeten sogar ein legales Kartell – das sogenannte Bierkartell. Die Folge: Jedes Restaurant und jede Bar hatte einen festen Bierlieferanten und die Beizerinnen und Beizer durften nicht selber bestimmen, welche Marke ausgeschenkt wird.
Fischerstube wollte Bierkartell nicht akzeptieren
Dies passte einem Basler Arzt gar nicht. Hans Jakob Nidecker eröffnete 1974 das Restaurant Fischerstube, das zuvor lange Zeit leer gestanden war. Auch die Fischerstube war an das Kartell gebunden und musste das Bier bei der Firma Anker in Frenkendorf BL beziehen.
Doch Nidecker wollte lieber das heimische Warteckbier servieren. Weil sich Warteck aber weigerte, das Bier an die Fischerstube zu liefern, entschied sich Nidecker kurzerhand, ein eigenes Bier zu brauen: Das Ueli-Bier. Am 13. November vor 50 Jahren floss es zum ersten Mal aus dem Zapfhahn.
«Herr Nidecker war ein freiheitsliebender Mensch. Was er machte, war mutig und auch ein finanzielles Risiko», erinnert sich Anton Welti, der erste und langjährige Braumeister der Fischerstube. Das Bier braute Welti in der Fischerstube selber. Neue Sorten probierte er jedoch in der Waschküche zu Hause aus – nicht immer zum Gefallen seiner Frau, erzählt Welti schmunzelnd.
2000 Jahre alte Rezeptur
Immer wieder brachte der Ueli-Braumeister neue Sorten auf den Markt. Speziell in Erinnerung blieb ihm das «Tut-Anch-Ueli». Dieses Bier wurde aus Anlass der grossen Ausstellung über den ägyptischen Pharao Tutanchamun im Basler Antikenmuseum lanciert. «Das Bier wurde nach einem Rezept gebraut, das auf einer Grabtafel entdeckt wurde. Eine 2000 Jahre alte Rezeptur, die noch absolut perfekt war.»
Im Lauf der Zeit wurde das Bier aus dem Kleinbasel immer beliebter. Die Brauerei in der Fischerstube stiess bald an seine Kapazitätsgrenzen und musste expandieren. So wurde eine über 100 Meter lange unterirdische Bier-Pipeline von der Braustube in eine neue Abfüllstation in der Nachbarschaft erstellt und seit 2004 braut Ueli sein Bier auch im deutschen Lörrach.
Schon ein paar Jahre zuvor, 1992, lösten die Schweizer Grossbrauereien ihr Kartell auf. Der Druck wurde zu gross, auch von Discountern wie Denner, die ihr eigenes Bier brauten und bis vor Bundesgericht gegen die Vorherrschaft der Brauereien kämpften.
Neue Konkurrenz für Ueli
Die Auflösung des Kartells bedeutete in der Folge jedoch auch einen grösseren Konkurrenzdruck für das Ueli-Bier – so wurde 1998 in Basel die lokale Brauerei Unser Bier gegründet. Unterdessen gibt es auch in der Region Basel zahlreiche weitere Kleinbrauereien, die sogenannte Craft-Biere herstellen.
Der aktuelle Ueli-Geschäftsführer Adrian Baumgartner hat mit dieser Entwicklung kein Problem: «Es geht uns eigentlich allen gut und der Konsument entscheidet sich heute eher für ein regionales Bier statt eine internationale Marke»
Wir machen weiterhin Bier für Basel.
Ueli Bier soll weiterhin ein lokales Bier bleiben, betont Baumgartner. Auch eine Expansion in der Schweiz sei kein Thema. «Wir machen weiterhin Bier für Basel. Und: Die Walliser sollen ein Bier für die Walliser machen oder die Bündner für die Bündner.»