Normalerweise suchen Veranstalter von Grossanlässen intensiv und oft vergeblich nach freiwilligen Helferinnen und Helfern. Anders an den Solothurner Filmtagen, dem jährlichen Schweizer Filmfestival: Hier melden sich hundert Interessierte mehr als nötig.
Was läuft anders? Die Personalsuche klappt dank Skilagerstimmung und Bezahlung; das zeigen folgende Beispiele.
Unter den Helfenden der Filmtage ist zum Beispiel der 71-jährige Ruedi Stuber aus Riedholz. Man kennt ihn in Solothurn als Liedermacher. Während den Filmtagen ist er als Springer mit seinem Elektrofahrzeug unterwegs: «Ich bin mit meinem Elektrotöff auf Abruf parat. Als Nächstes muss ich Mineralwasser ins Kino Capitol liefern.»
Ihm gefalle die Arbeit an den Filmtagen, schwärmt er. «Man ist in verschiedene Teams eingebettet. Die Teams sind altersmässig gemischt und richtig eingeschworen, toll.» Freiwillige im Alter zwischen 16 und 78 Jahren helfen an den Filmtagen aus. Die Filmtage suchen jährlich um die 300 Helferinnen und Helfer. 400 haben sich dieses Jahr gemeldet.
Einige nehmen sogar Ferien, damit sie bei uns mithelfen können.
Jacqueline Grütter arbeitet im Team der 12 Festangestellten der Solothurner Filmtage und disponiert das Personal. Sie sagt: «Wir haben Pensionierte, Studierende, junge Menschen, die gerade ihre Lehre abgebrochen haben, Arbeitslose, Rechtsanwälte, Ärzte ... Gewisse nehmen sogar Ferien, damit sie bei uns arbeiten können.»
Lohn statt «nur» ein T-Shirt
Anders als bei anderen Grossanlässen gibt es für die Helfer in Solothurn nicht nur einen Festivalpass oder ein T-Shirt, sondern auch Lohn. Dieser beträgt mindestens 15 Franken in der Stunde. Fachkräfte, zum Beispiel Gerüstbauer oder Elektriker, erhalten 38 Franken.
Der Erfolg bei der Personalsuche liegt aber nicht nur am Lohn. Serena ist seit 12 Jahren als Freiwillige dabei, früher im Café im Landhaus, jetzt kontrolliert sie am Eingang die Tickets. Sie könne als Helferin an den freien Tagen Filme anschauen.
Als Kantischülerin habe sie früher wegen des Sackgelds mitgeholfen, jetzt sei das Geld nicht zentral: «Ich kenne meinen Stundenlohn gar nicht genau. Es ist einfach schön, dass so viele Leute zusammenkommen, für eine Woche und auf kleinem Raum. Viele kommen extra dafür nach Solothurn.»
Wie im Skilager, alle Jahre wieder
Die eingeschworenen Teams melden sich alle Jahre wieder. Man führe eine Warteliste mit potenziellen Helfenden, erklärt Jacqueline Grütter von den Filmtagen. «Es ist wie im Skilager früher. Man freut sich aufeinander, ist immer in derselben Gruppe.» Jedes Kinoteam sei quasi ein Skilager-Team, das jedes Jahr zusammenarbeiten möchte.
Auch Beni Schneider gefällt die Stimmung. Er hat soeben sein Wirtschaftsstudium abgeschlossen und startet bald einen Job in einem Treuhandbüro. Er landete zunächst auf der Warteliste und konnte vor vier Jahren als Helfer im Ticketing nachrücken, weil jemand krank wurde. Schneider ist Filmliebhaber und arbeitet gerne mit dem mehrheitlich jungen Team zusammen, wie er sagt.
Loyale Helferinnen und Helfer in Solothurn also – nur Ruedi Stuber auf seinem Elektrotöff hat etwas zu meckern: Er werde ständig darauf angesprochen, dass sein Gefährt ein Zürcher Nummernschild hat, lacht der Solothurner. Der Grund ist eine Zürcher Partnerfirma der Filmtage. Schliesslich funktioniert der Grossanlass nicht nur dank der vielen Helfenden, sondern auch dank Sponsoren und Geldgebern.