- Die Bereitschaft zur Corona-Impfung ist in der Schweiz markant gestiegen. 41 Prozent der Befragten würden sich derzeit impfen lassen.
- Im Vergleich zur letzten Erhebung ist dies fast eine Verdreifachung. Das zeigen die Ergebnisse der aktuellen Corona-Umfrage der Forschungsstelle Sotomo, die im Auftrag der SRG durchgeführt wurde.
- Fast drei Viertel der Befragten befürworten zudem die Homeoffice-Pflicht. Die Läden des nicht täglichen Bedarfs hingegen hätte eine Mehrheit der Befragten nicht geschlossen.
Ein kleiner Pikser, der die Welt bedeutet. Kurz vor Heiligabend wurde Ende des vergangenen Jahres die erste Person in der Schweiz gegen Corona geimpft. Und immer mehr Schweizerinnen und Schweizer wollen es der 90-jährigen Luzernerin gleichtun. Dies zeigen die Ergebnisse der 6. Corona-Umfrage der SRG, welche die Forschungsstelle Sotomo durchgeführt hat.
41 Prozent der Befragten gaben an, sie würden sich sofort impfen lassen. Bei der letzten Corona-Umfrage Ende Oktober waren lediglich 16 Prozent ohne Einschränkungen zu einer Impfung bereit. Die erfolgreichen Testresultate der RNA-Impfstoffe von Biontech/Pfizer und Moderna waren zu diesem Zeitpunkt jedoch noch nicht veröffentlicht.
«Das ist die dramatischste Veränderung im Vergleich zu unserer letzten Erhebung im Oktober», sagt Studienleiter Michael Hermann. «Wir hatten damals eine sehr verbreitete Impfskepsis. Viele wollten abwarten. Jetzt ist zumindest bei einem Teil der Bevölkerung fast so etwas wie eine Impfeuphorie entstanden.» Der Anteil derjenigen, die sich nicht impfen lassen wollen, ist dagegen nur leicht von 28 auf 24 Prozent gesunken.
Männer impfwilliger als Frauen
Einen positiven Einfluss auf die Impfbereitschaft scheinen die Testergebnisse und Erfahrungsberichte zu haben: So ist der Anteil derjenigen, die sich aus Furcht vor Nebenwirkungen nicht impfen lassen von 29 auf 14 Prozent massiv zurückgegangen.
Bei den Männern ist die Impfbereitschaft grundsätzlich etwas grösser als bei den Frauen. 45 Prozent der befragten Männer wollen die erste Gelegenheit zur Impfung ergreifen – bei den Frauen sind es 39 Prozent. Wenig überraschend ist, dass insbesondere die Risikogruppen sich impfen lassen wollen. Aufgeteilt nach Altersgruppen ist die Impfwilligkeit bei den über 65-Jährigen am grössten.
Bis sich die breite Bevölkerung gegen das Coronavirus impfen lassen kann, wird es noch eine Weile dauern. Das Licht am Ende des Tunnels ist noch weit entfernt: Aufgrund der Verbreitung der neu aufgekommenen, ansteckenderen Virusmutationen hat der Bundesrat erst einmal die Massnahmen verschärft. Wie aus der Umfrage hervorgeht, welche am Wochenende vor Bekanntgabe der Verschärfungen durchgeführt wurde, werden diese von den Befragten unterschiedlich bewertet.
Homeoffice ja, Ladenschliessungen nein
Auf grossen Anklang stösst die Homeoffice-Pflicht. Fast drei Viertel der Befragten sprechen sich für eine solche aus. Einer Personen-Beschränkung bei öffentlichen Treffen auf fünf Personen kann ebenfalls eine Mehrheit etwas abgewinnen. Die Personen-Beschränkung in privaten Haushalten wurde nicht abgefragt.
Weitaus kritischer wird die Schliessung der Läden mit Gütern des nicht-täglichen Bedarfs angesehen. 56 Prozent der Befragten lehnten diesen Schritt am Wochenende vor dem entsprechenden Bundesratsentscheid ab. «Bisher war es eher so, dass die Bevölkerung den Bundesrat ein bisschen vor sich hergetrieben hat und mehr wollte als die Regierung.» Nun sei es genau umgekehrt und die Bevölkerung sei noch nicht überzeugt, dass Ladenschliessungen das richtige Rezept seien, sagt Michael Hermann.
Die Studienmacher sehen demnach hier auch ein besonderes Konfliktfeld für die nächsten Wochen. «Es ist eine Situation, die einen gewissen Sprengstoff birgt, weil eben noch wirklich Überzeugungsarbeit nötig ist, dass die Bevölkerung das jetzt mehrere Wochen mitträgt», so Hermann.
Eine Einschränkung der Bewegungsradien oder eine Ausgangssperre stehen anders als in den Nachbarländern hierzulande aktuell nicht zur Debatte. Entsprechende Massnahmen würden in der Bevölkerung denn auch wahrscheinlich nicht goutiert. Eine Beschränkung des Bewegungsradius in besonders betroffenen Gebieten auf 15 Kilometer, wie sie in Deutschland eingeführt wurde, heissen lediglich 34 Prozent der Befragten gut.
Ebenso zeigt sich, dass nur ein Fünftel der Befragten eine Schliessung der Grundschulen befürwortet. «Hier gibt es einen sehr, sehr grossen Widerstand gegen diese Massnahme, die viele massiv betreffen würde», sagt Michael Hermann. Die Erfahrungen aus der ersten Welle spielen hier eine wichtige Rolle, ist der Politologe überzeugt. «Das hat die Eltern damals sehr stark an den Anschlag gebracht». Schon etwas anders sieht es bei der Oberstufe (7. bis 9. Klasse) aus. Hier sprechen sich 43 Prozent der Befragten für eine Schliessung aus.