Ascona, Basel, Bellinzona, Köniz, Sursee, Witikon: Bio-Läden in der ganzen Schweiz sind in den vergangenen Monaten von einer Aargauer Firma übernommen worden. Bio Partner Schweiz AG aus Seon bei Lenzburg steigt ins Detailhandelsgeschäft ein. Bisher hat die Firma als Grosshändlerin nur im Hintergrund agiert. Die Kundinnen und Kunden im Laden merken weiterhin kaum etwas davon: Bio Partner tritt nämlich nicht mit eigenem Logo auf, die Bio-Läden behalten ihre angestammten Namen.
«Viele Bio-Laden-Besitzer starteten in den Achtzigerjahren und sind heute im Pensionsalter», erklärt Manuela Kägi, Geschäftsführerin von Bio Partner Schweiz AG. «Zudem ist die Konkurrenz gewachsen. Es ist heute schwieriger, ganz alleine einen Bio-Laden rentabel betreiben zu können». Bio Partner unterstützt die Läden deshalb zum Beispiel mit modernen Markt-Konzepten, mit Kommunikationsmassnahmen, mit Beratung für den digitalen Verkauf.
Der Markt boomt, die Konkurrenz wächst
«Uns ist es ein Anliegen, einen vielfältigen Biomarkt zu erhalten», so Kägi. Die Konsumentinnen und Konsumenten hätten – gerade in der Corona-Krise – nach Bio-Produkten gesucht. «Dabei wussten viele vielleicht gar nicht, dass es ganz in der Nähe einen Bio-Laden hat. Das möchten wir ändern.»
Ganz nebenbei festigt die Aargauer Firma damit natürlich ihre starke Position im Schweizer Bio-Geschäft, trotz der wachsenden Konkurrenz. Zum Beispiel durch die Migros-Tochter Alnatura, welche inzwischen bereits 19 Filialen betreibt.
Laut eigenen Angaben ist Bio Partner aus Seon eine der grössten Bio-Vertriebsfirmen der Schweiz. Sie beliefert rund 4000 Kundinnen und Kunden – im Detailhandel, in der Gastronomie und in der Industrie. Das Sortiment besteht aus etwa 10'000 Produkten, Bio Partner hat rund 400 Mitarbeitende.
Der Bio-Markt boomt, obwohl Bio-Produkte im Schnitt fast 50 Prozent teurer sind als konventionelle Produkte. Im Lebensmittel-Bereich liegt der Bio-Marktanteil in der Schweiz inzwischen bei knapp 11 Prozent. Da sei theoretisch noch viel Luft nach oben, ist Manuela Kägi von Bio Partner überzeugt.
Import aus Übersee und Lastwagen-Transporte
Damit nachhaltig produzierte Produkte weiter boomen, müssten aber vor allem die Detailhändler ihre Verantwortung wahrnehmen. «Einige Produkte sollte man halt nicht anbieten oder eben nur in Bio-Qualität. Weil es einfach sinnhafter ist aus ökologischen Gründen.»
Auch Bio Partner selbst muss sich allerdings kritische Fragen gefallen lassen. So importiert der Grosshändler zum Beispiel Bananen aus Peru oder Ananas aus Costa Rica. Man sei um möglichst viel Nachhaltigkeit bemüht, versichert Manuela Kägi. «Die Bananen kommen per Schiff statt per Flugzeug.»
Wir Konsumentinnen und Konsumenten sind manchmal einfach etwas masslos.
Vor dem Logistikzentrum in Seon stehen Lastwagen an den Rampen, welche die Verteilung der Handelsprodukte in die Läden übernehmen. «Wir setzen auf Hybrid-Fahrzeuge, zum Teil fahren sie auch mit Frittieröl. Die Transporte ins Tessin erfolgen per Eisenbahn», sagt Kägi.
Der Biohandel ist also ein Spagat zwischen hohen Ansprüchen an sich selbst und den Realitäten im Markt. Manuela Kägi spricht ein weiteres Beispiel an: Es sei natürlich bedenklich, wenn der Konsum von Avocados in der Schweiz durch den Boom der veganen Küche plötzlich enorm steige. Denn die Avocado-Produktion verschlingt Unmengen an Wasser, in zum Teil sehr trockenen Weltgegenden.
«Wir Konsumentinnen und Konsumenten sind manchmal einfach etwas masslos», findet Kägi. Allerdings: Auch Bio Partner führt Avocados im Sortiment. Halt einfach in Bio-Qualität.