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Swiss Steel baut Stellen ab
Aus Rendez-vous vom 15.11.2024. Bild: Keystone/ /Michael Buholzer
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Abbau bei Swiss Steel Warum die Schweizer Stahlbranche in der Krise steckt

Der Stahlbranche geht es nicht gut, nicht in Europa und auch nicht in der Schweiz. Das Innerschweizer Unternehmen Swiss Steel streicht darum 800 Vollzeitstellen, 130 davon in der Schweiz, und zwar im Werk Emmenbrücke. Das ist jede fünfte Stelle – Swiss Steel geht von 80 Kündigungen aus. Der Standort Schweiz als Ganzes sei aber nicht gefährdet. Weshalb Schweizer Stahl nicht mehr konkurrenzfähig ist, weiss SRF-Wirtschaftsredaktorin Nora Meuli.

Nora Meuli

SRF-Wirtschaftsredaktorin

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Nora Meuli ist SRF-Wirtschaftsredaktorin und wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Sozialplanung, Organisationaler Wandel und Stadtentwicklung der Hochschule für Soziale Arbeit (FHNW). Sie forscht unter anderem zur ökonomischen und sozialen Ungleichheit.

Wie erklärt Swiss Steel ihren Abbau?

Der Chef von Swiss Steel, Frank Koch, sagt, man müsse abbauen, um fit für die Zukunft zu werden. Swiss Steel liefert vor allem Stahl an die deutsche Autoindustrie und der geht es im Moment schlecht. Das spürt Swiss Steel direkt. Ihr Stahl ist nicht mehr so gefragt. Ungefähr die Hälfte des Umsatzes macht das Unternehmen mit der deutschen Autobranche, sagen zumindest die Gewerkschaften. Swiss Steel gibt selber zu, sich verschätzt zu haben. Es läuft schlechter als noch 2023 angenommen. Ein anderes Problem sind die hohen Energiepreise. Denn die Schmelzöfen der Stahlwerke, müssen zu sehr hohen Temperaturen kommen, um überhaupt Stahl produzieren zu können und das braucht sehr viel Strom.

Warum ist Schweizer Stahl nicht mehr konkurrenzfähig?

Im Moment sind Industriegüter nicht so gefragt. Das ist kein Schweizer Phänomen, sondern ein weltweites. Weil in vielen Industriegütern Stahl steckt, ist das für die Stahlbranche schmerzhaft. Auch weltweit gibt es zu viel Stahl oder aus unternehmerischer Sicht zu wenig Nachfrage. Man muss da die zwei Stahlunternehmen aber voneinander unterscheiden. Das Stahlwerk Gerlafingen recycelt vor allem Stahl und macht zum Beispiel Armierungseisen für die Baubranche. Swiss Steel stellt hingegen hochspezialisierte Produkte her, wie zum Beispiel Bohrer in der Zahnmedizin oder Produkte für die Raumfahrt oder für die Autoindustrie.

Stahlarbeiter in Schutzkleidung vor glühendem Ofen.
Legende: Der angeschlagene Stahlkonzern Swiss Steel greift zu harten Massnahmen und baut im In- und Ausland 800 Stellen ab. (Bild: Stahlwerk in Emmenbrücke) Keystone/ Michael Buholzer

Sah man diese Entwicklung nicht kommen?

Der Chef von Swiss Steel hat gegenüber der Finanz und Wirtschaft erklärt, dass diese Prognosen für die Industrie in Europa besser waren, als es dann letztlich herausgekommen war. Und diese Massnahmen, die sollten jetzt aber reichen, um wieder auf Kurs zu kommen.

Wie gross ist die Chance, dass die Mitarbeiter wieder einen Job finden?

In dieser Frage widersprechen sich die Gewerkschaften und Swiss Steel. Für die Entlassenen werde es schwierig, sagt die Unia. Denn das sind natürlich vor allem Facharbeiter, also Leute, die auf diese Produktion spezialisiert sind. Frank Koch entgegnet jedoch, seine Angestellten seien gut ausgebildet. Es ist natürlich fraglich, wer von diesen Leuten eine Stelle finden wird. Das ist sehr unterschiedlich, je nachdem, wie flexibel die Leute sind und in welchem Alter. Gerade für ältere Mitarbeitende dürfte es schwieriger werden.

Wird der zuständige Bundesrat, Guy Parmelin, der Stahlbranche unter die Arme greifen?

Guy Parmelin zeigt zwar viel Verständnis. Er hat aber auch deutlich gemacht, dass eigentlich keine zusätzlichen Massnahmen zu erwarten seien. Man mache das, was bereits heute möglich sei. Also eine direkte Unterstützung für die Stahlbranche hat er nicht angekündigt. Nun hat aber die Wirtschaftskommission des Ständerats mitgeteilt, dass sie drei Motionen unterstützen will. Eine dieser Motionen fordert eine Übergangsfinanzierung für die Stahlindustrie, also eine direkte Unterstützung. Und das ist doch eher ungewöhnlich für die Schweiz.  

Rendez-vous, 15.11.2024, 12:30 Uhr ; 

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