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Ständeratskommission will Hilfe für Schweizer Stahlwerke
Aus Tagesschau vom 15.11.2024.
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Stahlkrise in der Schweiz Wirtschaftspolitiker fordern Hilfe für Schweizer Stahlwerke

Der Bundesrat soll die schlingernden Stahlwerke sogar per Notrecht unterstützen, falls es nicht mehr anders geht. Dies fordert jetzt sogar die bürgerlich dominierte Wirtschaftskommission des Ständerats. Am Schluss könnte sich aber eine andere Idee durchsetzen, wie Recherchen von SRF zeigen.

Nicht nur Swiss Steel in Emmenbrücke LU steckt in Schwierigkeiten. Auch das zweite Schweizer Stahlwerk schlingert: Stahl Gerlafingen im Kanton Solothurn hat Produktionsanlagen geschlossen und Entlassungen angekündigt.

Hunderte Mitarbeiter des Solothurner Stahlwerks protestierten im Oktober auf dem Bundesplatz. Sie forderten Hilfe vom Bundesrat und Parlament. Die zuständige Wirtschaftskommission des Ständerats hat den Ruf nun erhört.

Sogar Bürgerliche für Notrecht

Sie unterstützt sämtliche Vorstösse, die im Parlament zur Unterstützung der Schweizer Stahlindustrie eingereicht wurden. Gegebenenfalls müsse der Bundesrat mit Notrecht den Stahlwerken helfen.

Stahlwerker bei Hochofen mit flüssigem Metall.
Legende: Ein Arbeiter bereitet eine Probe vor beim grossen Schmelzofen im Stahlwerk der Steeltec AG in Emmenbrücke. KEYSTONE/Michael Buholzer

Das freut die Solothurner SP-Ständerätin Franziska Roth, die mit Solothurner Parlamentsmitgliedern von links bis rechts in seltener Einigkeit für den Erhalt von Stahl Gerlafingen kämpft. Roth spricht von einem starken Zeichen für die Region und die Mitarbeitenden des Stahlwerks. «Das ist auch ein starkes Zeichen für die Kreislaufwirtschaft», fügt Franziska Roth an. Denn die Stahlwerke würden helfen, CO₂ einzusparen. Weil sie aus Alt-Stahl wieder neue Produkte herstellen, seien sie unverzichtbar für die Kreislaufwirtschaft.

Kurzeinschätzung von SRF-Bundeshausredaktor Andy Müller

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«Dass die bürgerlich dominierte Wirtschaftskommission Staatshilfe für die Schweizer Stahlwerke fordert, ist bemerkenswert. Doch wenn Arbeitsplätze in der eigenen Region gefährdet sind, gewichten die bürgerlichen Ständeräte die Standortpolitik meist höher als die Ordnungspolitik. Unterstützung für die Stahlwerke durch den Bund könnte bedeuten, dass Bundesbern viel Geld in die Werke stecken müsste. Woher solche Mittel in Zeiten klammer Bundesfinanzen kommen sollen, ist unklar. Daher favorisieren viele Parlamentsmitglieder eine neue Idee, die nächste Woche in der Energiekommission des Nationalrats diskutiert wird: tiefere Netzgebühren für die Stahlwerke. Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass sich diese Idee durchsetzen könnte. Denn dies brächte schnell Entlastung in Emmenbrücke und Gerlafingen, ohne dass der Bund Millionen investieren müsste.»

So argumentiert auch der Luzerner FDP-Ständerat Damian Müller, der für den Erhalt von Swiss Steel in Emmenbrücke kämpft. Er will für die Stahlwerke sogar CO₂-Gelder anzapfen. «Aus liberaler Sicht könnte man natürlich sagen, man ist gegen eine Industriepolitik», erklärt Müller, «aber hier geht es um viel mehr». Denn die Stahlwerke würden Schrott veredeln, der sonst mit Lastwagen ins Ausland transportiert werden müsse.

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Swiss Steel baut Stellen ab
aus Rendez-vous vom 15.11.2024. Bild: KEYSTONE/Michael Buholzer
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Tiefere Stromkosten für die Stahlwerke

Die Stahlwerke leiden auch unter den hohen Schweizer Stromkosten. Laut Recherchen von SRF will die Energiekommission des Nationalrats nächste Woche nun prüfen, ob man die Stahlwerke bei den Netzkosten kurzfristig entlasten könnte. In einem beschleunigten Verfahren soll bereits in der kommenden Wintersession des Parlaments der Weg dafür frei gemacht werden. So könnte man den Stahlwerken schnell helfen, ist der Luzerner FDP-Ständerat Damian Müller überzeugt. Und auch die Solothurner Ständerätin Franziska Roth unterstützt die Idee: «Wenn man das Stahlwerk Gerlafingen bei den Netzkosten temporär unterstützt, gibt das eine Verschnaufpause und Spielraum für gezielte Investitionen».

Die Stahlwerke hier in der Schweiz sind leider nicht unersetzlich.
Autor: Guy Parmelin Wirtschaftsminister

Wirtschaftsminister Guy Parmelin erklärte allerdings kürzlich in der SRF-«Rundschau», dass er wenig hält von zusätzlichen staatlichen Hilfen für die Stahlindustrie. Es gebe europaweit eine massive Überproduktion von Stahl. Und die Schweizer Stahlwerke seien im Gegensatz zu den Grossbanken nicht systemrelevant. «Die Stahlwerke hier in der Schweiz sind leider nicht unersetzlich», so Parmelin damals.

Tagesschau, 15.11.2024, 12:45 Uhr

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