Die Schweizer Armee musste kürzlich zwei grosse Publikumsanlässe streichen. Der Grund: Die Armee ist knapp bei Kasse und muss sparen. Armeechef Thomas Süssli erklärt die Hintergründe gegenüber der «Tagesschau».
SRF News: Gleich zwei grosse Publikumsanlässe der Schweizer Armee wurden kürzlich gestrichen. Weshalb werden diese Anlässe abgesagt?
Thomas Süssli: Zuerst einmal muss ich sagen: Es ist gegen unsere Überzeugung, diese Anlässe abzusagen. Es gibt aber drei Gründe dafür. Der erste sind die gestiegenen Betriebsausgaben, die es uns nicht mehr ermöglichen, diese Anlässe durchzuführen. Der zweite ist die Liquiditätssituation der Armee.
Die Armee kann mit dem zur Verfügung stehenden Budget nicht allen Verpflichtungen nachkommen.
Am vergangenen Mittwoch hat die Armeeführung den Budget-Voranschlag für das nächste Jahr verabschiedet. Da hat sich gezeigt, dass wir im Moment unter Finanzdruck sind. Das heisst: Die Armee kann mit dem zur Verfügung stehenden Budget dieses Jahr und voraussichtlich auch nächstes Jahr nicht allen Verpflichtungen nachkommen. Drittens brauchen wir die Energie jetzt, um uns auf die Verteidigung zu konzentrieren.
Ist die Armee im Moment so sehr in der «Finanzklemme», dass man solche Grossanlässe absagen muss?
Ja, das Parlament hat eine Erhöhung des Budgets in Aussicht gestellt. Dieses wird aber erst im Jahr 2028 richtig ansteigen. Und in der Zwischenzeit ist die Armee finanziell sehr belastet.
Die Absage der beiden Grossanlässe erfolgt sehr kurzfristig. Hat man die Finanzsituation nicht voraussehen können oder wollen?
Das hat sich so nicht abgezeichnet. Die Betriebsausgaben für diverse Systeme, beginnend bei den Flugzeugen, aber auch bei den Bodentruppen, sind massiv gestiegen. Die Armeeführung hat das am Mittwoch erkannt und so entschieden.
Das heisst, die Schweizer Armee ist buchstäblich auf jeden Franken angewiesen.
Ja, die nächsten Jahre werden wir auf jeden Franken angewiesen sein.
Die Armee erhält ja zusätzliche Mittel. Warum sind diese Sparmassnahmen trotz allem nötig?
Der Bund wird in den nächsten Jahren noch mehr sparen müssen, weil die Finanzierung aller Vorhaben nicht ausreicht. Das heisst: Wahrscheinlich muss auch bei der Armee gespart werden. Wir sind sowieso schon eng dran mit den Betriebsausgaben, und deshalb ist es jetzt dringend.
Gemäss Medienmitteilung der Armee könnten noch weitere Anlässe abgesagt werden. Welche sind das?
Es gibt Beispiele, wo ein Waffenplatz aufgelöst wird oder umzieht an einen anderen Ort. Auch diese Anlässe haben wir gestrichen, weil sie nicht zwingend notwendig sind.
Es tut schon sehr weh, wenn man solche Veranstaltungen streichen muss.
Tut es Ihnen persönlich weh, dass man diese Anlässe nicht durchführen kann?
Ja, es tut mir sehr leid, dass wir diese Anlässe nicht durchführen können. Wir hatten im vergangenen August erfolgreich die Armeeausstellung «Connected» auf dem Waffenplatz Kloten-Bülach durchgeführt. Da kamen über 80'000 zufriedene Menschen. Wir konnten der Bevölkerung da die Armee erläutern. Es tut schon sehr weh, wenn man ähnliche Veranstaltungen streichen muss.
Das ist wohl umso mehr schmerzhaft, als man jetzt mehr angehenden Wehrpflichtigen den Sinn der Armee näherbringen müsste. Zumindest, wenn man die allgemeine Grosswetterlage betrachtet.
Das ist so. Wir spüren sehr viel mehr Wertschätzung, auch von der Bevölkerung, und mehr Verständnis. In dieser Situation ist es schade, die Armee nicht präsentieren zu können.
Das Gespräch führte Remi Bütler.