Das grösste Pfadilager in der Geschichte der Schweiz neigt sich dem Ende zu. Für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer im Goms heisst es nun: Rucksack packen, Zelt abbrechen und Abschied nehmen. Sie reisen am Freitag und Samstag nach Hause. Bei den Pfadis mischt sich zur Vorfreude auf zu Hause auch viel Wehmut.
So richtig Tschüss sagen, mag Seraina Schwizer noch nicht: «Ich geniesse jede Stunde, in der das Lager noch läuft.» Als Co-Leiterin des Bula hat sie in den letzten Wochen die 30'000 Teilnehmenden und mehrere hundert Ehrenamtliche koordiniert. «Die guten Vorbereitungen haben sich gelohnt. Das Positive überwiegt deutlich. Auch wenn es hie und da kleinere Probleme gab», bilanziert die 33-Jährige.
Das Lager der Superlative hat auch bei den Teilnehmenden Eindruck gemacht. «Es war cool, Pfadis aus der ganzen Schweiz und sogar aus Frankreich kennenzulernen», sagt die 12-jährige Hanna-Lena Steinmann der Pfadi Falkenstein Köniz. Ihre Freundin Anna Rüdt, ebenfalls 12-jährig, nickt: «Ein Lager mit so vielen Menschen in einer grossen Zeltstadt, das hat ‹gfäggt›, auch wenn ich anfangs Angst hatte, mich zu verlaufen.»
Mit Briefen gegen das Lagerloch
Auch Wanja Camenisch ist bei der Pfadi Falkenstein Köniz. Der 17-Jährige hat schon einige Lager hinter sich. Das Bula war aber sein erstes in der Funktion als Gruppenleiter: «Leiterpremiere im Bula, das war schon krass. Aber nach einer Woche hatte ich Routine. Zum Glück konnte ich auf meine Gspändli im Leitungsteam zählen.»
Gemeinsam hätten sie alle kleine Dramen, wie Heimweh oder Streitigkeiten, in ihrer Pfadigruppe gemeistert. «Ob Teilnehmer oder Leiterinnen, alle entwickeln sich in einem Lager weiter», sagt Wanja Camenisch. Voneinander lernen, sich gegenseitig unterstützen – das sei es, worum es bei der Pfadi gehe, sagt Wanja Camenisch. Auch jetzt beim Lagerabschluss.
«Vom Lagerleben wieder zurück in den Alltag zu finden, das kann schwierig sein. Das weiss ich aus eigener Erfahrung.» Damit der Abschied etwas leichter fällt, schreiben sich die Pfadis aus Köniz zum Lagerabschluss gegenseitig Briefe: «Zuhause, wenn das Lagerloch dann zu gross wird, können wir diese Briefe lesen und die schönen Momente vom Bula wieder aufleben lassen.»
Abschied auf Raten
Mit einem mulmigen Gefühl denkt auch Patric Zimmermann an die Leere auf den Wiesen und Feldern in den nächsten Wochen. «Es wird komisch sein, wenn alle Spuren des Bulas verschwunden sind», sagt der Gemeindepräsdient von Obergoms. Die Bevölkerung habe die anfängliche Skespis vollkommen abgelegt und die Präsenz der Pfadis genossen: «Es ist überragend und überwältigend, was wir hier dank des Bulas erleben durften. Ich bin überglücklich, durfte das Goms dem Lager Gastgeber sein.»
Bis aber alle Spuren des Bulas verschwunden sind, dauert es noch. Mindestens eine Woche dauert der Abbau der Pfadistadt. Mehrere hundert Helferinnen und Helfer müssen noch einmal vollen Einsatz zeigen. «Das wird streng. Trotz all den schönen Momenten, viel Müdigkeit steckt uns in den Knochen», so Seraina Schwizer. «Aber das schaffen wir», ist sie überzeugt und freut sich darauf, die Lagerstimmung trotz Aufbruchstimmung noch ein bisschen länger geniessen zu dürfen.