Kantonswechsel Moutier
Kanton Bern: Konkordat über den Wechsel der Gemeinde Moutier zum Kanton Jura
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JA
253'159 Stimmen
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NEIN
51'104 Stimmen
Moutier-Konkordat
Kanton Jura: Konkordat über den Wechsel der Gemeinde Moutier zum Kanton Jura
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JA
19'470 Stimmen
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NEIN
7'253 Stimmen
Moutier darf von Bern zum Kanton Jura wechseln: Die Stimmberechtigen im Kanton Bern haben das Moutier-Konkordat deutlich angenommen, dies mit 83.2 Prozent Ja-Stimmen.
Auch der Kanton Jura stimmt dem Kantonswechsel von Moutier deutlich zu. Die Stimmbevölkerung des Kantons nimmt das Moutier-Konkordat mit 72.9 Prozent Ja-Stimmen an, dies bei einer Stimmbeteiligung von 50.3 Prozent.
Zwei jurassische Gemeinden lehnten das Konkordat ab: Bure in der Ajoie mit 51 Prozent und Ederswiler, die einzige deutschsprachige Gemeinde im Kanton Jura, mit 51.1 Prozent.
Bevölkerung in Moutier feiert Kantonswechsel
Im Zentrum von Moutier haben sich Leute versammelt, um den Kantonswechsel zu feiern: «Es ist wunderbar, es ist sehr emotional, wir haben uns so lange dafür eingesetzt», erklärt ein Mann. Eine Frau sagt mit tränenerstickter Stimme: «Ich kann es kaum glauben. Ich habe Hühnerhaut.»
Adieu Bern: Moutier feiert Kantonswechsel zum Jura
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Bild 1 von 4. Die Bevölkerung in Moutier feiert den Kantonswechsel zum Jura. Bildquelle: Keystone/Jean-Christophe Bott.
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Bild 2 von 4. Auf den Strassen herrscht ausgelassene Stimmung. Bildquelle: Keystone/Jean-Christophe Bott.
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Bild 3 von 4. Neo-Jurassier stossen in Moutier auf den Kantonswechsel an. Bildquelle: Keystone/Jean-Christophe Bott.
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Bild 4 von 4. Beide Kantone sagte deutlich Ja zum Kantonswechsel. Bildquelle: SRF/Aline Langenegger.
Eine andere Frau erklärt, sie sei erleichtert über den Kantonswechsel: Die bernischen Behörden hätten häufig nur sehr schlecht oder gar kein Französisch gesprochen, die Kommunikation sei schwierig.
In Moutier selbst haben aber nur 56 Prozent Ja zum Moutier-Konkordat gesagt, die Stadt ist also gespalten. Wie lässt sich diese Kluft überbrücken? Für Stadtpräsident Marcel Winistörfer braucht es Zeit: «Vielleicht eine Generation. Aber wir sind jetzt im Kanton Jura, das Zusammenleben wird immer besser.»
Für Behörden ist Jurakonflikt beigelegt
Für die Behörden ist klar: Mit dem Moutier-Konkordat ist jahrzehntelange Jurakonflikt mit den Separatisten beigelegt. «Die Jurafrage ist geklärt», sagt der Berner SVP-Regierungsrat und Bernjurassier Pierre-Alain Schnegg nach dem deutlichen Abstimmungsergebnis zu SRF.
Denn im Konkordat ist in einem Artikel festgeschrieben, dass beide Kantone nun jegliche Streitigkeiten rund um Kantonszugehörigkeiten von Regionen beilegen – auch wenn ein Teil des Juras und der französischsprachigen Bevölkerung beim Kanton Bern bleibt. «Beide Kantone anerkennen, dass es keine territorialen Differenzen mehr gibt», so Schnegg. Die Kantone könnten nun endlich wieder normal miteinander zusammenarbeiten.
So läuft der Kantonswechsel in der Praxis
Wie wird der Kantonswechsel in der Praxis vollzogen? Das Moutier-Konkordat regelt im Detail, wie das Städtchen Moutier von Bern zum Jura wechseln kann.
Der Jurakonflikt im Zeitraffer
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Bild 1 von 12. Mitglieder der jurassischen Separatistengruppe Béliers demonstrieren in Bern für einen unabhängigen Kanton Jura, 1972. Bildquelle: Keystone.
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Bild 2 von 12. Anschlag der geheimen Separatistengruppe «Front de Liberation Jurassien» auf ein Munitionsdepot der Armee in Glovelier (BE), 1972. Bildquelle: Keystone.
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Bild 3 von 12. Berntreue stören eine Versammlung der autonomen «Jeunesse Sud» in Tavannes, 1976. Bildquelle: Keystone.
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Bild 4 von 12. Mitglieder der jurassischen Separatistengruppe Béliers demonstrieren gegen den Kanton Bern, 1980. Bildquelle: Keystone.
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Bild 5 von 12. Die Berner Polizei beschlagnahmt Kampf- und Schutzausrüstungen des separatistischen «Rassemblement Jurassien», 1980. Bildquelle: Keystone.
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Bild 6 von 12. Mit Kreide wird «Jura libre» auf den Rasen des Berner Fussballstadions Wankdorf geschrieben. Bern spricht von einem Vandalenakt, 1983. Bildquelle: Keystone.
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Bild 7 von 12. Das Denkmal des unbekannten Schweizer Soldaten «le Fritz» in Les Rangiers wird von den jurassischen Separatisten vom Sockel gestürzt, 1984. Bildquelle: Keystone.
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Bild 8 von 12. Die Statue der Justitia vom Gerechtigkeitsbrunnen liegt in der Berner Altstadt zerschmettert am Boden, nachdem sie von der jurassischen Separatistengruppe Béliers gestürzt wurde, 1986. Bildquelle: Keystone.
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Bild 9 von 12. Der Bélier-Aktivist Christophe Bader wird von einem Sprengsatz in seinem Wagen in der Berner Innenstadt getötet. Die Hintergründe der Tat bleiben im Dunkeln. Bildquelle: Keystone.
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Bild 10 von 12. In Saint-Brais wird Bader beerdigt. Hinter dem Sarg stehen die trauernden Eltern des Bélier-Aktivisten, 1993. Bildquelle: Keystone.
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Bild 11 von 12. Der Unspunnenstein wurde 1984 von den jurassischen Separatisten Béliers aus dem Museum der Jungfrauregion gestohlen. 2001 wurde der Stein wieder zurückgegeben. Shawne Fielding Borer, offizielle Botschafterin der Landesausstellung Expo.02, nahm ihn in Empfang. Bildquelle: Keystone.
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Bild 12 von 12. Die Béliers installieren den auf der Obwaldner Älggialp gestohlenen «Mittelpunkt der Schweiz» in Bellelay (JU), 2009. Bildquelle: Keystone.
Das Vertragswerk regelt die wichtigsten Punkte im Zusammenhang mit dem Kantonswechsel von Moutier, zum Beispiel Finanzen, Verwaltung, Schule oder Feuerwehr. Zwei Jahre lang verhandelten die Behörden von Bern und Jura. «Eine Gemeinde von 7200 Einwohnenden von einem Kanton in den anderen zu transferieren, das ist nicht so einfach», sagt der frühere Berner Regierungsrat Mario Annoni.
Weniger Finanzausgleich für Bern
Denn es geht auch ums Geld: So muss der Kanton Bern dem Kanton Jura für Moutier in den nächsten sechs Jahren 76 Millionen Franken aus dem Finanzausgleich weitergeben. Der Kanton Jura zahlt dem Kanton Bern 4.4 Millionen Franken für Beteiligungen, etwa am ÖV-Unternehmen BLS.
Moutier wechselt nun per 1. Januar 2026 zum Kanton Jura. Dazu muss noch die Bundesversammlung grünes Licht geben, was aber Formsache ist.