Worum geht es? Showdown in der Jurafrage: Am 22. September entscheiden die Stimmberechtigten der Kantone Bern und Jura über das Moutier-Konkordat. Das Vertragswerk regelt im Detail, wie das Städtchen Moutier von Bern zum Jura wechseln kann. Für die Behörden ist zudem klar: Mit dem Moutier-Konkordat ist die Jurafrage endgültig geklärt, der jahrzehntelange Jurakonflikt mit den Separatisten beigelegt. Die Stimmberechtigten von Moutier entschieden sich am 28. März 2021 mit 54 Prozent Ja für den Kantonswechsel.
Der Jurakonflikt im Zeitraffer
Wie soll die Jurafrage gelöst werden? Im Konkordat ist in einem Artikel festgeschrieben, dass beide Kantone nun jegliche Streitigkeiten rund um Kantonszugehörigkeiten von Regionen beilegen – auch wenn ein Teil des Juras und der französischsprachigen Bevölkerung beim Kanton Bern bleibt. «Beide Kantone anerkennen, dass es keine territorialen Differenzen mehr gibt», sagt der Berner SVP-Regierungsrat und Bernjurassier Pierre-Alain Schnegg.
Was sagt der Experte? Christian Moser hat den Jurakonflikt während Jahrzehnten als Journalist begleitet. Für ihn ist der Jurakonflikt mit dem Moutier-Konkordat keineswegs endgültig gelöst. Die französischsprachige Minderheit habe sich lange Zeit schlecht behandelt gefühlt. Weil die Berner Behörden Mitte des letzten Jahrhunderts ungeschickt reagiert hätten, berge der Konflikt noch immer Zündstoff. «Es braucht sehr wenig, eine kleine Ungerechtigkeit – und schon ist wieder Feuer am Dach in der Jurafrage», sagt er.
Archiv: Der Abstimmungssonntag in Moutier
Was steht sonst noch im Konkordat? Seien es Finanzen, Verwaltung, Schule oder Feuerwehr: Der Vertrag regelt die wichtigsten Punkte im Zusammenhang mit dem Kantonswechsel von Moutier. Zwei Jahre lang verhandelten die Behörden von Bern und Jura. «Eine Gemeinde von 7200 Einwohnenden von einem Kanton in den anderen zu transferieren, das ist nicht so einfach», sagt der frühere Berner Regierungsrat Mario Annoni. Es geht auch ums Geld: So muss der Kanton Bern dem Kanton Jura für Moutier in den nächsten sechs Jahren 76 Millionen Franken aus dem Finanzausgleich weitergeben. Der Kanton Jura zahlt dem Kanton Bern 4.4 Millionen Franken für Beteiligungen, etwa am ÖV-Unternehmen BLS.
Was sagt die Gegnerschaft? Gegen das Moutier-Konkordat hat sich bislang kaum Widerstand breitgemacht. Die SVP lehnt das Vertragswerk jedoch ab. Für SVP-Kantonalpräsident und Bernjurassier Manfred Bühler geht es dabei um Grundsätzliches: «Wir akzeptieren aus Prinzip nicht, dass Gemeinden über einen Kantonswechsel abstimmen können. Für uns ist das Kantonsgebiet sakrosankt.» Dies sei auch eine Aufforderung an die Berner Behörden, «nie mehr auf die Forderungen der Separatisten einzugehen».
Was sagen die Befürwortenden? Mit einem Ja zum Kantonswechsel der Gemeinde Moutier wolle man das Kapitel der Jurafrage abschliessen und dazu beitragen, «dass in der Region wieder Ruhe einkehrt», sagt etwa FDP-Grossrätin Pauline Pauli. Peter Gerber (Mitte) meint, mit dem ausgehandelten Moutier-Konkordat sei niemand ganz zufrieden. «Das ist wie bei einer Scheidung, man musste hart verhandeln.»
Der Jurakonflikt: ein jahrzehntelanger Kampf
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Der Jurakonflikt geht auf den Wiener Kongress von 1815 zurück, als sieben Bezirke des Bistums Basel dem Staat Bern zugesprochen wurden: Pruntrut, Delsberg, Freiberge, Moutier, Courtelary, Neuenstadt und Laufen. Bald einmal kam es mit den neuen Herren im Haus zu Konflikten, die Ende der 1940er-Jahre offen ausbrachen. Die Forderung nach einer Abspaltung von Bern wurde laut. Nach mehreren Plebisziten entstand 1979 aus den nördlichen Bezirken der Kanton Jura, die südlichen Bezirke Courtelary, Moutier und Neuenstadt blieben bei Bern. Die Hoffnung auf ein Ende des Konflikts erwies sich damals als Trugschluss.
Wie geht es weiter? Es wird davon ausgegangen, dass die Stimmbevölkerung der beiden Kantone die Vorlage annimmt. Das wird es den 7200 Einwohnerinnen und Einwohnern von Moutier erlauben, wie von ihnen gewünscht am 1. Januar 2026 dem Kanton Jura beizutreten. Dazu muss noch die Bundesversammlung grünes Licht geben, was aber Formsache ist.
Abstimmungen vom 22. September 2024
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Das Schweizer Stimmvolk entscheidet am 22. September 2024 über zwei eidgenössische Vorlagen. Mit der Reform der beruflichen Vorsorgewill das Parlament die berufliche Vorsorge fit für die Zukunft machen. Dagegen wurde das Referendum eingereicht. Zudem wird über die sogenannte Biodiversitäts-Initiative abgestimmt. Damit wollen die Befürworter den Schutz der Natur, der Landschaft und des baukulturellen Erbes der Schweiz stärken. Zugleich finden in mehreren Kantonen und Gemeinden Abstimmungen und Wahlen statt.
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