Das Stimmvolk hat den Ausbau der Autobahnen mit über 52 Prozent Nein-Stimmen abgelehnt. Somit werden die Spurerweiterungen auf der A1 bei Bern, Kirchberg und Nyon sowie die drei Tunnel in Basel, Schaffhausen und St. Gallen nicht realisiert. Das Abstimmungsresultat setzt sich aus den Ergebnissen der rund 2100 Schweizer Gemeinden zusammen. Einige stechen mit ihren deutlichen Ja- oder Nein-Anteilen heraus.
Bister VS 83.33 Prozent Nein: «Die Strasse löst keine Probleme»
Bister ist ein Bergdorf auf 1054 Meter über Meer. Eine einzige Strasse durchquert die Gemeinde. 18 Stimmberechtigte haben gemäss Gemeindepräsident Edwin Zeiter abgestimmt und den Ausbau der Autobahnen beinahe einstimmig verworfen. Aber nicht weil Bister eine grüne Gemeinde wäre.
Sie hätten im Dorf die Erfahrung gemacht, dass mit einer Strasse keine Probleme zu lösen seien, wieso also auch das Stauproblem. Denn als 1972 in Bister die Strasse gebaut wurde, hätten sie die Hoffnung auf Zuwanderung gehabt. Das Gegenteil passierte: «Die Menschen sind über die Strasse aus Bister abgewandert.»
Zwischbergen VS 81.48 Prozent Ja: «Wir sehen das grosse Ganze»
Die Berggemeinde Zwischenbergen ist durch das Dorf Gondo an der Simplonpassstrasse bekannt. «Der typische Einwohner von Zwischbergen braucht das Auto, nicht aber die Autobahn», sagt Gemeindepräsident Daniel Squaratti. Doch sie verstünden, wie wichtig der Verkehr auf den Nationalstrassen sei. Die Stimmberechtigten hätten deshalb Ja zum Ausbau gesagt, auch wenn sie selbst keinen direkten Nutzen hätten. «Wir sehen das Ganze.»
Das sehr deutliche Resultat überrasche ihn nicht, sagt Squaratti. Sie hätten oft sehr klare Abstimmungsergebnisse. «Wir wissen, was wir wollen», sagt der Gemeindepräsident. «Aber die anderen wollen nicht immer wie wir.»
Gsteigwiler BE 65.69 Prozent Nein: «Ein Teil von uns stimmt ab wie die Stadt Bern»
Nach Gsteigwiler kommt, wer von Interlaken her in Richtung Grindelwald fährt. «In Gsteigwiler wohnen 299 Stimmberechtigte», sagt Gemeindepräsident Urs Stucki. Er ist ein Zuzüger, wie viele in der Gemeinde. Das habe vor 30 Jahren die Strukturen aufgebrochen, die konservative Bevölkerung durchmischt. Die Zugezogenen würden wie beispielsweise die Stadtberner abstimmen – also links.
Das klare Nein komme daher, dass der Ausbau der Autobahnen im Dorf nicht sehr interessiert habe. Vor allem die Konservativen nicht. Die Autobahn sei weit weg. «Wir brauchen die A1 zwischen Bern und Zürich nicht.» Aber Urs Stucki sagt auch: «Wir sind stark im Tourismus drin». Einige sagten, es kämen zu viele Gäste. «Wir haben schon verstopfte Strassen» und man wolle den Touristen den Weg ins Berner Oberland nicht noch bequemer machen.
Berg am Irchel ZH 81.51 Prozent Ja: «Die Leute hier wollen freie Fahrt für freie Bürger»
Das Dorf Berg am Irchel muss ein Autodorf sein. Was das Wahlverhalten angehe, sei es SVP-lastig und somit ausgeprägt freiheitsliebend, sagt Gemeindepräsident Roland Fehr. «Hier will man freie Fahrt und dafür braucht es freie Autobahnen», so schätzt Fehr die sehr hohe Zustimmung ein.
In Berg am Irchel würden eher wohlhabende Leute wohnen, autofanatische, sagt Fehr. «Die wollen durchrösten, die wollen keinen Stau.»