«Efas ist keine Wunderpille», sagt Gesundheitsökonom Tobias Müller von der Berner Fachhochschule, als er nach dem Spareffekt der Vorlage gefragt wird. Mit Efas würden die Gesundheitskosten nicht sinken – aber anders verteilt.
Trotzdem ist Müller für Efas, weil damit eine einheitliche Finanzierung für ambulante und stationäre Kosten eingeführt würde. Denn neu sollen alle Gesundheitskosten von Krankenkassen und Kantonen gemeinsam bezahlt werden.
Kaum Spareffekt erwartet
Müller erhofft sich einen Effekt bei den ambulanten Kosten. Diese machen jetzt den Hauptanteil der Kosten in der Grundversicherung aus. Bis jetzt werden sie von den Krankenkassen allein übernommen, also den Prämienzahlenden. Es sei solidarischer, wenn die Kantone mit Steuergeldern einen Teil davon bezahlen, so der Gesundheitsökonom.
Efas würde die koordinierte Versorgung einfacher machen.
Auch Matthias Maurer sagt, Efas sei keine Massnahme zur Dämpfung der Gesundheitskosten. Trotzdem befürwortet auch er die Vorlage. Maurer arbeitet am Winterthurer Institut für Gesundheitsökonomie der Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaften. Vor Jahren hatte er für den Krankenkassenverband Curaviva zu den Vorteilen von Efas geforscht.
«Efas würde die koordinierte Versorgung einfacher machen», sagt er. Das heisst, die Leistungserbringer wie Medizinerinnen, Apotheker oder die Spitex müssten besser, vernetzter zusammenarbeiten.
Darum würde Maurer ein Nein am 24. November zu Efas bedauern. Denn wenn Efas abgelehnt wird, würde die Finanzierung des Gesundheitswesens zumindest mittelfristig weiterlaufen wie bis jetzt.
Steigen werden die Gesundheitskosten so oder so
Der Berner Gesundheitsökonom Müller seinerseits weist darauf hin, dass die Gesundheitskosten insgesamt weiter ansteigen werden – egal, ob Efas vom Stimmvolk angenommen wird oder nicht. «Und damit steigen auch die Krankenkassenprämien weiter.»
Denn die Treiber der Gesundheitskosten sind teurere medizinische Behandlungen, die alternde Gesellschaft und Fehlanreize im Gesundheitswesen, die zu kostspieligeren Behandlungen führen, wie Müller ausführt.
Mit Efas würden neu auch die Pflegeleistungen nach demselben Abrechnungsschlüssel abgegolten wie bei den anderen Gesundheitskosten. Neu müssten die Krankenversicherer – also die Prämienzahler – einen höheren Anteil übernehmen.
Und genau damit ist Nationalrätin Katharina Prelicz-Huber (Grüne/ZH) nicht zufrieden. Als Alterspräsidentin der Gewerkschaft VPOD verantwortet sie das Referendum gegen Efas mit. Bei einem Nein zu Efas erhofft sie sich «eine bessere Finanzierung via die öffentliche Hand» – also über Steuern. Ob diese Idee nach einem Nein zu Efas Chancen hätte, darf allerdings bezweifelt werden.
Pflegekosten dürften ansteigen
Klar scheint: Die Kosten für die Langzeitpflege dürften in den kommenden Jahren steigen. Die Bevölkerung wird älter, es wird wahrscheinlich mehr Pflegebedürftige geben.
Efas-Gegner warnen deshalb vor noch stärker ansteigenden Krankenkassenprämien. Ob mit oder ohne Efas – man wird über die Finanzierung von Pflegeleistungen reden müssen. Zum Beispiel über eine obligatorische Pflegeversicherung.
Doch hier zeigt sich der Winterthurer Gesundheitsökonom Maurer skeptisch. Er sieht wenig Vorteile in einer Pflegeversicherung, vor allem, weil dann neue Abgrenzungsprobleme zu anderen Versicherungen entstehen würden.