Vor einem halben Jahr hat die Stimmbevölkerung Ja zum Rentenalter 65 für alle gesagt und sicherte die Finanzierung der AHV auf weitere zehn Jahre. Im Anschluss braucht es weitere Reformen. Die Jungfreisinnigen möchten Schluss machen mit solchen Reformschritten alle zehn Jahre.
Dafür möchten sie das Rentenalter zuerst auf 66 erhöhen und danach an die durchschnittliche Lebenserwartung koppeln. Die Ständeräte der FDP warben für ein Ja oder zumindest für einen Gegenvorschlag zur Initiative. Hans Wicki appellierte an die Verantwortung der kleinen Kammer: «Alle sehen das Problem kommen, aber niemand will etwas machen.»
FDP-Ständeräte weibeln für Anliegen
Die FDP-Vertreter bezeichneten die Kopplung an die Lebenserwartung als innovativ, mutig und vor allem nachhaltig. So verglich sie Andrea Caroni, selbst im Initiativkomitee, mit einer Schweizer Erfolgsgeschichte: «Noch nie wurde bei der AHV analog unserer bewährten Schuldenbremse ein Mechanismus eingefügt, der dafür sorgt, dass die AHV automatisch in sich ruhend und langfristig stabil ist.»
Auf der Gegenseite war es just dieser Automatismus, der kritisiert wurde. Einmal in der Verfassung fehle der Spielraum für Anpassungen.
Räte stellen Gerechtigkeitsfrage
Auch hinterfragten die Ständeräte anderer Parteien die Lebenserwartung als massgebende Grösse. So etwa Hans Stöckli von der SP: «Eine Studie hat ergeben, dass beispielsweise ein Schreiner drei Jahre weniger lang lebt als ein Professor. Meine Damen und Herren, welchen Durchschnittswert wollen Sie dann annehmen?»
Ist das gerecht, fragte auch Pirmin Bischof von der Mitte-Partei: «Ist es richtig, dass ich als Akademiker im Sinne der Initiative mit 66 in Rente gehen kann?»
Demgegenüber müssten andere nach einer Berufslehre zehn Jahre länger arbeiten. Müssten nicht viel mehr die Beitragsjahre berücksichtigt werden, fragte Bischof in die Runde.
Alex Kuprecht von der SVP hält den Zeitpunkt der Initiative für unglücklich.
Ähnlich äusserte sich auch Sozialminister Alain Berset, der auf die laufenden Arbeiten an der nächsten Reform verwies und sich gegen den Vorwurf der FDP wehrte, die Probleme bei der Altersvorsorge würden aufgeschoben. Bis in drei Jahren liege die nächste Reform vor, versprach Berset.
Nach rund einer Stunde Diskussion folgte der Ständerat mit 30 zu 11 Stimmen dem Bundesrat, der die Renteninitiative ablehnt – ohne Gegenvorschlag. Das Geschäft geht nun an den Nationalrat.