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Abtretende Bundesrätin Was bleibt von Amherds Einsatz für Gleichstellung in der Armee?

Immer wieder musste die abtretende Verteidigungsministerin Kritik einstecken. Dies etwa wegen ihrer Amtsführung, Personalfragen oder Rüstungsprojekten. Lob erhält die Mitte-Bundesrätin nun aber für ihren Einsatz für Gleichstellung.

Um 10:30 Uhr übergab Mitte-Bundesrätin und Verteidigungsministerin Viola Amherd den Schlüssel zu ihrem Büro symbolisch an ihren Parteikollegen Martin Pfister. Nach ihrer Wahl in den Bundesrat auf Anfang 2019 stand mit ihr erstmals eine Frau an der Spitze des Ver­teidigungs­departements VBS.

Amherd für manche Frauen Hoffnungsträgerin

Bei den Frauen, die Militärdienst leisten, habe dies Hoffnung ausgelöst, sagt Carmen Affentranger, Präsidentin des Vereins Frauen im Tarnanzug, kurz TAZ. «Wir hatten den Eindruck, mit Viola Amherd als Verteidigungsministerin werden die Themen der Frauen in den nächsten Jahren nun hoffentlich in den Vordergrund rücken.»

Rückblickend findet sie auch, dass Amherd die Frauenförderung konsequenter und ernsthafter angepackt hat als ihre Vorgänger. Das Ziel von zehn Prozent Frauenanteil in der Armee wurde während ihrer Amtszeit etwa in der Gleichstellungsstrategie der Armee verankert.

Höherer Frauenanteil: Trend fortgeführt

In der Zeit, als Viola Amherd Bundesrätin war, hat sich der Frauenanteil in der Armee von 0.7 auf 1.6 Prozent erhöht. Die Trendwende kam aber nicht mit Amherds Amtsantritt. Die Entwicklung hatte schon in den Jahren davor eingesetzt.

Amherd hat auch Massnahmen als Sportministerin vorangetrieben

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Auch als Sportministerin habe sich Viola Amherd für Frauenförderung und gegen Machtmissbrauch eingesetzt, sagt Maya Graf, Co-Präsidentin des Frauendachtverbands Alliance F. Nachdem die sogenannten Magglingen-Protokolle publik wurden, in denen ehemalige Spitzenturnerinnen schilderten, wie sie diskriminiert und eingeschüchtert wurden, habe Amherd rasch reagiert und sich für die Einrichtung einer Meldestelle eingesetzt.

«Das ist heute eine sehr wichtige Meldestelle. Sie wird übrigens sehr oft angerufen, und sie hat damit auch ethische Grundsätze in der Sportförderungsverordnung festgelegt.» Geld erhalten seither etwa nur noch Sportorganisationen, die sich für fairen und sicheren Sport einsetzen.

«Zum Thema Gleichstellung hat Bundesrätin Viola Amherd zudem die Sportverbände verpflichtet, dass sie eine angemessene Vertretung beider Geschlechter in Funktionen haben», sagt Graf. Weiter sei «auch dort, wo die Entscheide getroffen werden, die Frauenförderung vorangetrieben» worden. Konkret führte der Bund eine Geschlechterquote von 40 Prozent für den Vorstand und Verwaltungsrat von nationalen Sportverbänden ein.

Um den Anteil weiter zu erhöhen, hat der Bundesrat kürzlich beschlossen, dass der Orientierungstag der Armee auch für Frauen obligatorisch werden soll. Auch diese Idee ist nicht neu. Bereits Amherds Vorgänger Guy Parmelin hatte das gefordert.

Fachstelle eingesetzt, Diskriminierung untersucht

Unter Viola Amherd wurde aber eine Fachstelle für Frauen in der Armee und Diversity eingesetzt. Diese Fachstelle sei wichtig gewesen, so Affentranger. «Sie hat mehr Ressourcen und auch mehr Schlagkraft erhalten, als die Diversitystelle zuvor hatte.» Sie habe wirklich das Gefühl bekommen, dass auch etwas gemacht werde, so Affentranger weiter.

Im Herbst 2024 wurde etwa eine Studie zu Diskriminierung und sexualisierter Gewalt in der Armee veröffentlicht. Es sei ein erster Schritt, dass die Fakten nun auf dem Tisch sind, sagt Affentranger. «Was sich jetzt konkret schon verändert hat, ist schwierig zu sagen. Da braucht es jetzt wahrscheinlich noch viel Arbeit.» Aber sie hoffe, dass der Weg, den Viola Amherd in Sachen Frauenförderung eingeschlagen hat, nun auch fortgeführt wird.

HeuteMorgen, 28.03.2025, 06:00 Uhr

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