Eine Solothurner Unternehmerin will mit der Produktion von Handtaschen Frauen in der Türkei fördern.
Nach den Vorgaben der Schweizer Designerin stellen Frauen in der Türkei in Heimarbeit Handtaschen her. Damit verdienen die Hausfrauen eigenes Geld, was in der Türkei für viele nicht alltäglich ist.
Von Frauen für Frauen – lautet der Slogan des Solothurner Unternehmens. Eine Geschäftsidee, die eigentlich nur durch Zufall entstanden ist.
«Wir kennen jede Frau, die Taschen für Aila herstellt, persönlich. Wir kennen ihre Geschichte, ihr Leben», heisst es auf der Webseite des Unternehmens.
Aila Bags heisst das Label, unter dem die Solothurner Unternehmerin Didem Simsir Handtaschen aus Bast verkauft.
Der Labelname Aila ist ein türkischer Frauenname, der eigentlich mit Ypsilon geschrieben wird. Mit i klinge es europäischer, sagt Simsir.
Familienauszeit als Auslöser
Didem Simsir aus Langendorf SO ist in der Schweiz aufgewachsen und hat, wie ihr Mann auch, türkische Wurzeln. Während einer Familienauszeit 2021 in der Türkei kam ihr die Geschäftsidee mit den Taschen.
Während der Auszeit ging ihr Sohn in Istanbul in den Kindergarten, ihr Mann arbeitete Teilzeit von Zuhause aus.
Didem Simsir besuchte einen handwerklichen Kurs. Dort kam sie in Kontakt mit Frauen, die Taschen häkelten. Von ihnen lerntne Simsir viel über Handarbeit, Traditionen und den Alltag der Frauen.
«In den Kursen habe ich eine ehemalige Freundin aus der Schweiz getroffen. Emel. Auch sie häkelte dort Taschen.»
So entstand die Idee, in Istanbul handgemachte Taschen zu produzieren und in der Schweiz zu verkaufen. Emel ist unterdessen die Produktionsleiterin vor Ort.
Bast-Taschen für den Sommer
Aila Bags macht Sommertaschen für eine weibliche Kundschaft, zwischen 40 und 60 Jahren. Kleine Handytaschen, aber auch grosse Strandtaschen. Designerin und Firmeninhaberin Didem Simsir spricht von Taschen im mittleren Preissegment.
Verkauft werden die Taschen über einen Internetshop oder an speziellen Apéro-Veranstaltungen.
Handtaschen des Labels Aila
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Bild 1 von 4. Drei Kollektionen gibt es unterdessen. Das Geschäft laufe gut, sagt Aila aus Langendorf SO. Bildquelle: zvg/Aila Bags.
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Bild 2 von 4. Zuerst gab es die Taschen nur im Online-Shop, unterdessen gibt es auch Verkaufsapéros. Das funktioniere fast besser, weil die Kundschaft die Taschen anfassen könne, sagt die Aila-Bag-Gründerin. Bildquelle: SRF/Bruno von Däniken.
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Bild 3 von 4. Die Taschen sind aus Bast oder Raffia, einem Bambusmaterial. Gemacht werden sie in den Stuben von Frauen aus Istanbul. Bildquelle: SRF/Bruno von Däniken.
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Bild 4 von 4. Didem Simsir lässt Kleinserien produzieren, aber betont, dass jede Tasche leicht anders sei. Alles ist Handarbeit. Bildquelle: zvg/Aila Bags.
Das Material der Taschen sei speziell, sagt Didem Simsir im Solothurner Atelier: «Das sind Taschen aus Bast oder Raffia aus Bambusblättern. Es ist nicht ganz einfach, damit zu häkeln.»
Handarbeit im Wohnzimmer
Das Design entsteht im solothurnischen Langendorf. Die Frauen in Istanbul stellen anschliessend jeweils einen Prototyp her. Dieser zeigt, ob eine Serienproduktion überhaupt möglich ist oder nicht.
Die Frauen stellen die Taschen in ihren Wohnzimmern her. Wenn sie fertig gehäkelt sind, kommen sie in eine türkische Werkstatt. Dort montieren andere Frauen Lederriemen, Haken und ein weiches Baumwollfutter.
Die Frauen werden nicht pro Tasche entlöhnt, sondern erhalten einen fixen Lohn.
Die meisten Frauen in Istanbul seien Hausfrauen, erklärt Didem Simsir. Durch die Aufträge von Aila-Bags verdienten die Frauen eigenes Geld. Das fördere ihre Eigenständigkeit: «Ich unterstützte die Frauen in ihrer Selbstständigkeit. Sie werden nicht pro Tasche entlöhnt, sondern erhalten einen fixen Lohn.»
«Klar gibt es auch in der Türkei Frauen, die in die Arbeitswelt integriert sind. Aber je nach Familienstruktur können die Frauen nicht auswärts arbeiten.»
Was für die Schweizer Kundschaft ein sommerliches Accessoire ist, ist für die Frauen in der Türkei also ein Schritt in die Eigenständigkeit.
Das Geschäft läuft gut, die dritte Kollektion ist in Arbeit, heisst es bei Aila Bags weiter.