In 15 Prozent der Tessiner Gemeinden gibt es bereits Wasserbeschränkungen. Besonders besorgniserregend ist die Situation für die Fische. Die Bauern treffen Vorsichtsmassnahmen. Die Wasserversorger wollen eine App lancieren, um die Bevölkerung zum Wassersparen zu animieren.
Im Südtessin gab es letztes Jahr durchschnittlich 50 Prozent weniger Niederschlag. Der Regen fehlt auch in den ersten Monaten dieses Jahres. Die Seepegel sind bereits jetzt 80 Zentimeter tiefer als sonst. Die Bäche und Flüsse sind wegen des geringen Schneefalles nur Rinnsale. Maurizio Costa, der Präsident der grössten Fischereisektion im Kanton Tessin, ist alarmiert. Tun kann er wenig.
Ebenso alarmiert ist der Tessiner Bauernverband. Gibt es jetzt, wo die Aussaat beginnt, keinen Regen, wird es schwierig. Im Mendrisiotto im Südtessin beginnen bereits die Vorbereitungsarbeiten zusammen mit dem Zivilschutz und anderen Stellen, damit für die Bauern genügend Wassertanks bereitstehen, wenn kein Tropfen mehr aus der Leitung kommt.
App soll Wasserverbrauch optimieren
In 15 von 106 Tessiner Gemeinden gibt es Aufrufe zum Wassersparen. Man darf das Auto nicht waschen, den Rasen nicht wässern oder das Wasser gar nur für den eigenen Gebrauch nutzen. Knapp ist das Wasser im Südtessin und in den Tälern, zum Beispiel im Centovalli oder im Bleniotal.
Maurizio Barro, Präsident der Vereinigung der Tessiner Wasserversorger, sagt: «Es hat seit anderthalb Jahren nicht mehr richtig geregnet. Den Gemeinden in Seenähe geht es verhältnismässig gut, wenn sie Seewasser beziehen können.»
Die Tessiner Gemeinden hätten in den letzten 20 Jahren, seit der Dürre von 2003, viel investiert in ihre Netze und in ihre Leitungen. Da lasse sich nicht mehr viel optimieren, sagt Barro mit Blick in eine wegen des Klimawandels immer trockenere Zukunft.
Wir sind gross geworden im Wissen, dass wir im Wasserschloss wohnen, wo es unbegrenzt Wasser gibt. Das stimmt heute mit dem Klimawandel aber nicht mehr.
Für den obersten Tessiner Wasserversorger ist klar: «Wir müssen anfangen, weniger Wasser zu brauchen. Ich weiss, dass das seltsam klingt. Wir sind gross geworden im Wissen, dass wir im Wasserschloss wohnen, wo es unbegrenzt Wasser gibt. Das stimmt heute mit dem Klimawandel aber nicht mehr.»
Die Vereinigung der Tessiner Wasserversorger startet jetzt eine Informationsoffensive, um diesen Gesinnungswandel einzuleiten. Die Bevölkerung soll frühzeitig und je nach vorhandenem Wasserstand der betreffenden Gemeinde schrittweise zum Wassersparen animiert werden.
Baldiges Aus für Privatpools in der Sonnenstube?
Als erste Massnahme darf man keine Pools und Planschbecken auffüllen und das Auto nicht waschen. Erst wenn es noch weniger Wasser hat, darf der Rasen nicht mehr gewässert werden. Die Bevölkerung soll ihren Handlungsspielraum ausschöpfen können.
Die Information darüber, was noch erlaubt ist, erhalten die Konsumenten und Konsumentinnen via Post. In Zukunft aber soll eine Computer-Applikation Bescheid geben, wann man wofür Wasser brauchen darf und wann nicht. Das Ganze lehne sich an die bekannte Alarm-App «Alertswiss» an, sagt Barro. Für ihn ist klar: Die Tage der Privatpools im Tessin sind gezählt.