In den letzten Monaten haben viele alpine Solarprojekte in den Bergen nicht die erhoffte Zustimmung erhalten. Manche Vorhaben wurden von der Stimmbevölkerung abgelehnt oder sind ins Stocken geraten. Ein Argument der Kritiker ist die Befürchtung, dass Solaranlagen die traditionelle Bewirtschaftung der Alpen erschweren könnten.
Die Tiere haben keine Schwierigkeiten, unter den Solarpanels zu weiden.
Im Auftrag der Firma Zendra, die solche Solartische entwickelt, hat die Landwirtschaftsschule Plantahof in Graubünden Feldbeobachtungen auf zwei Testanlagen durchgeführt. Dort wurde untersucht, ob Kühe problemlos unter und neben Solarpanels weiden können, sodass eine Doppelnutzung aus Energiegewinnung und Alpwirtschaft möglich ist.
Kühe weiden friedlich unter Solartischen
Die Ergebnisse der Beobachtung sind vielversprechend: Die Kühe bewegen sich unter den Solarpanels, als ob diese gar nicht existierten. «Die Tiere haben keine Probleme, unter den Solarpanels zu grasen. Unsere Beobachtungen hier und bei der Alpkorporation Val Nandro zeigen, dass die Kühe die Flächen problemlos nutzen», erklärt Batist Spinatsch, der die Feldbeobachtungen durchgeführt hat.
Diese Erkenntnis sei entscheidend, denn die sogenannte Doppelnutzung der Flächen – die gleichzeitige Nutzung für Weidewirtschaft und Solarstromproduktion – sei eine Voraussetzung für die Genehmigung vieler geplanter Solaranlagen in den Alpen, sagt Spinatsch.
Anpassungen für mehr Sicherheit
Der Plantahof empfahl der auftraggebenden Firma auch, den Solartisch an die Bedürfnisse der Tiere anzupassen. Dies geschah aufgrund von Bedenken, dass die Kühe über die Stützpfeiler der Solarpanels steigen und sich verletzen könnten. Daher wurde die Unterkonstruktion verändert.
David Baselgia, Projektleiter bei der Firma Zendra, erklärt: «Aus statischer Sicht hatten wir zunächst eine flachere Stütze bevorzugt, doch um Verletzungen zu verhindern, haben wir die Winkel steiler gestaltet.» Die hintere Stütze verläuft nun in einem Winkel von 50 Grad schräg zum Boden.
Diese Entscheidung erwies sich als sinnvoll, denn Spinatsch ergänzt: «Wenn die Stützen zu flach wären, bestünde die Gefahr, dass die Tiere darüber steigen und sich an den Beinen oder dem Euter verletzen.»
Beobachtungen im Alpbetrieb
Ein weiterer Testlauf fand auf einer Weide im Surses, nahe Savognin, statt. Dort interagierten Kühe unter realen Alpbetriebsbedingungen mit den Solartischen. «Gerade bei Schlechtwettersituationen haben sich die Tiere in dieser Anlage konzentriert und Schutz gesucht», erklärt Spinatsch.
Zeitraffervideos von Anfang Juli zeigen, wie sich die Mutterkühe frei unter den Stützen bewegen, während sie weiden und sich nicht stören lassen. Sie kratzen sich auch an den Stützen zur Körperpflege, und die Kälber fühlen sich zwischen den Anlagen sicher. Bei Sonnenschein suchen die Kühe Schatten, während sie bei Regen unter den Solartischen Schutz suchen.
Trotz der Tatsache, dass die Beobachtungen keine wissenschaftliche Studie darstellen, sind die Verantwortlichen am Plantahof überzeugt, dass die Kombination von Weideflächen und Solaranlagen machbar ist. «Mit den optimierten Konstruktionen können die Kühe problemlos auch in leicht geneigtem Gelände bis zu einer Hangneigung von 20 Grad weiden», fasst Spinatsch zusammen.
Im Herbst werden die ersten zwanzig dieser optimierten Solartische auf dem Gelände von «SedrunSolar», dem ersten Solarexpress-Projekt, das in der Schweiz gebaut wird, aufgestellt.