Wohnort: Die Bundesverfassung macht nur eine Vorgabe zur Zusammensetzung der Regierung: «Landesgegenden und Sprachregionen» müssen angemessen vertreten sein (Art. 174, Abs. 4). Alle anderen Kriterien sind politischer Natur. Der Blick auf die Karte zeigt: Gut vertreten sind vor allem ländliche Wohnorte. Unterrepräsentiert sind Städte und Agglomerationen, wo ein Grossteil der Bevölkerung wohnt und welche stark wachsen.
Kantone: Mit der Revision der Bundesverfassung wurde die Kantonsklausel abgeschafft. Bis dahin durfte ein Kanton nur immer eine Vertreterin oder einen Vertreter in den Bundesrat entsenden. Seither waren Bern und Zürich je einmal doppelt vertreten. Mit Karin Keller-Sutter und der Kandidatur von Markus Ritter könnte nun auch St. Gallen zu einer Doppelvertretung kommen. Für den Zuger Martin Pfister spricht, dass die Zentralschweiz seit Kaspar Villiger (bis 2003) nicht mehr im Bundesrat vertreten war. Gemessen an der Bevölkerung waren die Zentral- und die Nordwestschweiz zudem historisch untervertreten im Bundesrat.
Sprachregionen: Aktuell ist der Bundesrat überdurchschnittlich «lateinisch» geprägt. Parmelin (SVP) und Baume-Schneider (SP) stammen aus der Westschweiz, Cassis (FDP) aus dem Tessin. Die anderen Vertreter leben in der Deutschschweiz. Der Lateiner-Anteil dürfte bei der kommenden Wahl stabil bleiben. Am längsten warten müssen übrigens die 0.5 Prozent rätoromanisch sprechenden Menschen auf «ihren» Bundesrat: Sie waren erst einmal vertreten, mit Felix Calonder (1913-1920).
Geschlecht: Der Frauenanteil dürfte bei den kommenden Bundesratswahlen abnehmen. Für die Nachfolge von Viola Amherd kandidieren zwei Mitte-Männer. Damit wären noch zwei Frauen im Bundesrat vertreten. Zwar hatten die Mitte Frauen mit Nachdruck eine Frauen-Kandidatur gefordert – konnten aber am Ende selber keine präsentieren. Die Mitte stellt sich auf den Standpunkt, dass sie bereits überdurchschnittlich viele Frauen in den Bundesrat entsandt habe.
Alter: Der Bundesrat ist deutlich älter (Durchschnittsalter: gut 62-jährig) als die Schweizer Bevölkerung (42.8 Jahre alt). Das hängt mit den Anforderungen an die politische Erfahrung von Bundesratskandidaten zusammen. Die Kandidaten Ritter (57) und Pfister (61) würden daran nur geringfügig etwas ändern.
Bildungsweg: Alle amtierenden Bundesrätinnen und Bundesräte haben zumindest auf dem zweiten Bildungsweg Kontakt gehabt mit einer Hochschule. Viele haben studiert. Das gilt auch für die beiden aktuellen Mitte-Kandidaten: Pfister hat Geschichte und Germanistik studiert. Ritter hat an der Fachhochschule als Wirtschaftsingenieur abgeschlossen.
Beruf: Das Bundesratszimmer galt lange als Juristenkammer. Mit Viola Amherd scheidet nun die letzte Juristin aus dem Gremium aus. Stark vertreten sind aktuell Profile, die einen Bezug zur Landwirtschaft haben: Aktuell haben drei Mitglieder der Landesregierung eine landwirtschaftliche oder agronomische Ausbildung. Mit Markus Ritter könnte ein Vierter dazukommen.