Die Panzer sind aus der Halle auf dem Waffenplatz in Thun verschwunden. Stattdessen stehen im improvisierten XXL-Massenschlag unzählige Etagenbetten in Reih und Glied.
Privatsphäre gibt es für die teils kriegstraumatisierten Asylsuchenden jedoch kaum. «Wir probieren, mit Blachen etwas Intimsphäre für die Menschen zu schaffen. Aber eine Panzerhalle bleibt nun mal eine Panzerhalle», sagt SEM-Sprecher Reto Kormann zu SRF.
Wir probieren, mit Blachen etwas Intimsphäre für die Menschen zu schaffen.
Das Staatssekretariat für Migration SEM hat die Mega-Halle weiter mit Sanitärcontainern, Ess- und Aufenthaltsbereichen ausgerüstet. Wohnlich sieht das Ganze aber nicht wirklich aus, wie ein Rundgang zeigt.
«Wir müssen mit den Steinen bauen, die wir haben. Wir sind einfach dankbar für die 300 Plätze», so Kormann. Die Armee stellt dem SEM insgesamt 30 Gebäude in der Schweiz zur Verfügung, die Panzerhalle ist eines davon.
Denn die Lage im Asylbereich ist angespannt, Bund und Kantone suchen händeringend nach zusätzlichen Plätzen für Geflüchtete – diese kommen aus der Ukraine und anderen Brennpunkten der Welt.
2016 gab es Kritik am «Panzer»-Flüchtlingszentrum
Bereits bei der letzten Flüchtlingswelle 2015/2016 kamen Geflüchtete in den Thuner Panzerhallen unter. Damals sorgte dies für Kritik. Einerseits, weil ausgerechnet Kriegsflüchtlinge in Panzerhallen auf dem Armeegelände untergebracht wurden. Anderseits, weil Anwohnende um ihre Sicherheit fürchteten.
«Es gab zwar Unsicherheiten und Ängste in der Bevölkerung, aber wir konnten grundsätzlich ein positives Fazit ziehen», sagt die Thuner Sozial- und Sicherheitsvorsteherin Eveline Salzmann (SVP) heute.
Man habe damals grundsätzlich gute Erfahrungen gemacht, sagen sowohl die Stadt Thun wie das SEM. Man profitiere von den Erfahrungen von damals, so der SEM-Sprecher.
Die Verantwortlichen schauten heute genauer darauf, wer in den Hallen leben. Es gebe beispielsweise viele Flüchtlinge aus Afghanistan, die verschiedenen Ethnien angehörten. «Diese müssen wir teils etwas auseinanderhalten.» Das Betreuungspersonal für die Geflüchteten stellt das Asyl-Unternehmen ORS.
2016 seien 600 Personen in zwei Panzerhallen nebeneinander einquartiert worden, was suboptimal gewesen sei. Dieses Jahr nutzt das SEM zusätzlich eine Mehrzweckhalle für 200 Personen, die 15 Gehminuten von der anderen Halle entfernt ist. Das sorgt für mehr Abstand. Weiter patrouilliert ein Sicherheitsdienst regelmässig.
Die beiden improvisierten Asylunterkünfte auf dem Waffenplatz Thun sind vorerst bis im Sommer befristet.