- Der Bundesrat hält die aktuelle Lage für kritisch. Von einer schweizweiten Verschärfung der Corona-Massnahmen sieht er aber ab.
- Dies angesichts der «aktuell relativ tiefen Belastung der Intensivpflegestationen und der grossen regionalen Unterschiede».
- Die Kantone sollen selber die notwendigen Massnahmen ergreifen.
Die Anzahl Neuinfektionen steigt seit Mitte Oktober markant an, vor allem bei den jüngeren Altersgruppen. Die täglichen Neuinfektionen haben einen neuen Jahreshöchststand erreicht und die exponentielle Entwicklung setzt sich fort. Die Zahl der Hospitalisierungen steigt, etwas verzögert, ebenfalls an.
Grund für den Anstieg ist die ansteckendere Deltavariante. Gesundheitsminister Alain Berset erinnerte vor den Medien daran, dass sie auch zu mehr schweren Krankheitsverläufen führt. Weil damit infizierte Personen häufiger und länger intensiv behandelt werden müssen, werden die Intensivstationen stärker belastet.
Ein weiterer Grund sei die mit 65.4 Prozent vergleichsweise tiefe Durchimpfungsrate in der Schweiz und der vermehrte Aufenthalt in Innenräumen während der kalten Jahreszeit.
Inzidenzen um ein Sechsfaches höher
Im Unterschied zu früheren Phasen steigen die Zahlen regional unterschiedlich stark. Die Anzahl der 14-täglichen Infektionen pro 100'000 Einwohnerinnen und Einwohner, der sogenannte Inzidenzwert, ist in einigen Kantonen rund sechsmal höher als in anderen Kantonen. Dabei zeige sich ein deutlicher Zusammenhang zwischen der Impfquote und der epidemischen Lage im jeweiligen Kanton, so Berset.
Die Situation dürfte sich in den nächsten Wochen weiter verschärfen, warnt der Bundesrat. Die erhöhte Viruszirkulation bei den jüngeren Altersgruppen dürfte zu einer vermehrten Übertragung des Virus auf die Risikogruppen und einem – möglicherweise sehr raschen – Anstieg der Hospitalisierungen führen.
Er hoffe, dass sich diese Entwicklung ohne nationale Massnahmen abwenden lässt. Deshalb halte er an seiner Strategie fest: Bei regional ausgeprägten Anstiegen liege die Federführung bei den Kantonen. «Sie können besser beurteilen, was bei ihnen nötig ist, um die Lage bei sich in Griff zu bekommen», erklärte Berset.
Masken und Homeoffice empfohlen
Im Vordergrund stehen dabei die Ausweitung der Maskenpflicht, namentlich an Schulen, die Wiedereinführung der Homeoffice-Pflicht oder Zulassungsbeschränkungen. Einige Kantone haben bereits solche Massnahmen getroffen. So führen einige in den Schulen repetitive Tests durch und haben die Zertifikatspflicht für Mitarbeitende und Besuchende in Gesundheitseinrichtungen eingeführt.
Der Bundesrat erinnert die Kantone, die dies noch nicht getan haben, daran, diese Empfehlungen ebenfalls umzusetzen. Er fordert sie zudem auf, die Spitäler auf eine sehr hohe Belastung vorzubereiten – im Wissen, dass die Möglichkeiten dazu aufgrund der Personalsituation beschränkt sind. Weiter soll auch die Impfung der Bevölkerung weiter gefördert und die Auffrischimpfungen so rasch wie möglich durchgeführt werden.
Der Bundesrat ist sich bewusst, dass diese Strategie Risiken birgt: «Es ist schwierig, ein hohes Infektionsgeschehen zuzulassen und gleichzeitig die Überlastung der Spitäler ganz auszuschliessen.» Wenn die kantonalen Massnahmen und die konsequente Umsetzung der Basismassnahmen – dazu gehören Abstand halten, Maske tragen, Lüften und Testen – nicht greifen und die Situation in den Spitälern dies erfordere, werde er schweizweit verschärfte Massnahmen in Konsultation schicken.